BayernLB: Machtkampf um den Vorstandschef

Der Streit um den Vorstand der BayernLB wird zum Konflikt zwischen den Eigentümern. Die Staatsregierung will BayernLB-Chef Michael Kemmer ablösen, die Sparkassen sperren sich. Die Verhandlungen wurden schließlich auf unbestimmte Zeit vertagt. Für Kemmer hatten sich viele BayernLB-Mitarbeiter eingesetzt
von  Abendzeitung
Auch am Freitag demonstrierten hunderte BayernLB-Mitarbeiter für ihren Chef Kemmer
Auch am Freitag demonstrierten hunderte BayernLB-Mitarbeiter für ihren Chef Kemmer © dpa

MÜNCHEN - Der Streit um den Vorstand der BayernLB wird zum Konflikt zwischen den Eigentümern. Die Staatsregierung will BayernLB-Chef Michael Kemmer ablösen, die Sparkassen sperren sich. Die Verhandlungen wurden schließlich auf unbestimmte Zeit vertagt. Für Kemmer hatten sich viele BayernLB-Mitarbeiter eingesetzt

Der Streit um den Vorstand der BayernLB ist zu einem Machtkampf im Verwaltungsrat der Landesbank geworden. Während die Staatsregierung auf die Ablösung von BayernLB-Vorstandschef Michael Kemmer drängt, wollen die Vertreter der Sparkassen dies verhindern.

In der Krisensitzung des Verwaltungsrates am Donnerstag hatten die Sparkassen die Politiker düpiert und sich Kemmers Ablösung widersetzt. Die für Freitagmittag geplante Fortsetzung der Verhandlungen wurde mehrfach verschoben, nachdem Noch-Finanzminister Erwin Huber zwei Mitglieder des Verwaltungsrates – Sparkassen-Verbandschef Siegfried Naser und den Regensburger OB Hans Schaidinger – zu sich bestellt hatte.

Im Verwaltungsrat herrscht derzeit eine Patt-Situation zwischen den Eigentümern der Landesbank, die jeweils 50 Prozent Anteil an der BayernLB haben. In dem Gremium sitzen je vier Vertreter von Freistaat und Sparkassen – eine Mehrheit gibt’s für keine Seite. Beim nächtlichen Krisentreffen am Donnerstag ging es deshalb hoch her: „Keiner macht sich das leicht“, sagte Erwin Huber. Die Debatte sei streckenweise „mit sehr viel Emotion“ geführt worden, so Schaidinger. Ehe die Gemüter überkochen, wollte Huber nun offenbar die Situation in direkten Gesprächen entschärfen.

CSU lastet Kemmer die zögerliche Informationspolitik an

Ein möglicher Kompromiss, der aus Regierungskreisen angedeutet wurde, sah vor, dass der Verwaltungsrat allen Vorständen das Vertrauen aussprechen könnte – mit Ausnahme von Michael Kemmer. Denn er ist es, den die CSU für die zögerliche Information über die notwendige Kapitalspritze von 6,4 Milliarden Euro für die Landesbank verantwortlich macht.

Doch offenbar sind die Sparkassen nicht bereit, Kemmer preiszugeben. Sie stärkten stattdessen ihren Vertretern im Verwaltungsrat demonstrativ den Rücken: Sowohl dem wegen seines Konfrontationskurses unter Druck stehenden Naser als auch den anderen Sparkassen-Vertretern sprachen sie ihr „uneingeschränktes Vertrauen“ aus.

Erwin Huber, Verwaltungsratschef der Bank, forderte am Freitag erneut personelle Konsequenzen im Vorstand der BayernLB. Es bleibe „natürlich“ dabei, dass auch andere Verantwortung übernehmen müssten, sagte er. Und: Es sei auch klar, dass „heute Entscheidungen fallen müssen“.

Hunderte Mitarbeiter demonstrieren erneut für ihren obersten Boss

Wenn es nach den Mitarbeitern geht, sollte die Entscheidung für Kemmer ausfallen: Am Mittag bekundeten erneut mehrere hundert BayernLB-Banker vor der Zentrale ihre Solidarität mit Kemmer. Personalrats-Chef Diethard Irrgang sagte, das am Donnerstag ausgegebene Motto „Eine Bank, ein Team“ wolle man erneut untermauern: Die Mitarbeiter seien „sprachlos“ über die Äußerungen der Politik.

Mitarbeiter der Landesbank warfen den Landespolitikern „blinden Populismus“ vor und verwiesen darauf, dass Kemmer erst seit März an der Spitze der Bank stehe. Er sei „der richtige Mann, den Karren aus dem Dreck zu ziehen“.

Kemmer war seit 2006 Finanzchef der BayernLB und hatte im März Vorstandschef Werner Schmid abgelöst, der nach überraschenden Abschreibungen und Wertberichtigungen über 1,9 Milliarden Euro seinen Hut nehmen musste.

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