BayernLB-Kontrolleur Naser: So profitiert er von der Krise

Erwin Huber wurde das Landesbank-Desaster zum Verhängnis - er musste gehen. Ganz anders Siegfried Naser, sein Pendant auf Sparkassenseite. Er geht sogar gestärkt und mit einem frisch verlängerten Vertrag aus der Krise heraus. Wieso eigentlich?
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MÜNCHEN - Erwin Huber wurde das Landesbank-Desaster zum Verhängnis - er musste gehen. Ganz anders Siegfried Naser, sein Pendant auf Sparkassenseite. Er geht sogar gestärkt und mit einem frisch verlängerten Vertrag aus der Krise heraus. Wieso eigentlich?

Eigentlich gibt es nichts zu lobpreisen: Die Banken stecken in ihrer größten Krise. Die BayernLB muss zu ihrer Rettung beim Bund 6,4 Milliarden Euro erbetteln. Die Bürger bangen um ihr Erspartes. Doch die Sparkassen, denen die Landesbank zur Hälfte gehört, beenden dieses Jahr mit einem üppigen Fest im Kaisersaal der Münchner Residenz. Gastgeber ist Sparkassenchef Siegfried Naser, der gemeinsam mit dem Freistaat die BayernLB kontrolliert. Der einzige Programmpunkt lautet: „Hallelujah.“ Das singt der Münchner Chor „Voices in Time“.

Frei übersetzt heißt das: Die Stimmen zur rechten Zeit. Die hat vor allem Naser selbst und nin eigener Sache gehört. Eiskalt und abgebrüht hat der früherer Landrat von Kitzingen alle anderen ausgespielt. Seit acht Jahren ist der 57-Jährige Präsident des Bayerischen Sparkassenverbandes und damit auch an der Spitze des Verwaltungsrats, der die BayernLB beaufsichtigt. Alle drei Jahre wechselt Naser den Chefposten mit dem bayerischen Finanzminister. Erwin Huber hatte ihn noch nicht mal drei Monate. Da musste er die Verantwortung für das ganze Desaster übernehmen – und gehen. Naser dagegen saß bei allem mit am Tisch, was in der BayernLB seit 2000 geschehen ist. Er wäscht seine Hände in Unschuld. Und bleibt.

Damit nicht genug. Was erst jetzt durchsickerte: In einer Überraschungsaktion hat Naser noch im Juli von den Sparkassen seinen Vertrag verlängern lassen: bis 2014. Sein Jahresverdienst: 580 000 Euro. Dabei wäre eine Verlängerung erst im nächsten Jahr fällig gewesen. „Ich kenne mich seit 30 Jahren in Bayern auf allen Ebenen sehr gut aus und ich kenne die Denke nahezu aller Kommunalpolitiker und aller Sparkassenvorstände“, prahlte er in einem vertraulichen Brief an den Vorstand der BayernLB.

Naser taktiert geschickt. Erst ging das Gerücht um, er wolle in Berlin Präsident aller bundesdeutschen Sparkassen werden. Dann echauffierte er sich darüber: Ein solches Gerücht beschädige sein Ansehen und das der BayernLB. Schließlich erklärte er den Sparkassen: „Um diese Diskussion zu beenden, bin ich bereit meinen Vertrag sofort zu verlängern.“ Die Sparkassen taten es. Ob Naser da schon geahnt hatte, dass es ein paar Wochen später zum großen Desaster kommt? Insider behaupten: Er habe genau gewusst, dass das alles schief gehen, sein Stuhl kippen könnte, und er deshalb in dieser problematischen Zeit seinen Vertrag unbedingt verlängern muss. Sollte das seine Strategie gewesen sein, dann ging sie voll auf.

Eine Bank entpuppte

Die BayernLB schlitterte voll in die Bankenkrise, entpuppte sich als Zockerbude, die weltweit an jedem Crash beteiligt ist. Dabei hatte Naser im Frühjahr die faulen Hypotheken am US-Immobilienmarkt für 20 Milliarden Euro noch heruntergespielt. in einem Brief an den Vorstand der BayernLB tönte er damals: „Ich weiß, dass ich kein gelernter Banker bin und dass mir deshalb manches manchmal nicht abgenommen wird. Das belastet mich aber nicht. Betrachte ich die vergangenen Jahre, so habe ich in allen strategischen Grundsatzentscheidungen in dieser Bank immer Recht bekommen.“ Heute sagt er: „Dass ich diese Krise nicht kommen sehen habe, tut mir leid. Da bin ich auch nicht klüger gewesen, als alle anderen Banker der Welt.“

Nur in einem behielt Naser recht. „Ich kenne die Macht der Bayerischen Staatsregierung auch sehr gut“, schrieb er in dem Brief, „aber sie ist auch nicht grenzenlos.“

Das musste Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer gleich bitter erfahren. Gemeinsam mit dem Chef der BayernLB, Michael Kemmer, weigerte sich Naser zurückzutreten. Beide sind passionierte Bergsteiger. Da sichert einer den anderen am Seil. Zumindest ihr Durchhaltevermögen können sie dann am 26. November mit dem „Hallelujah“ in der Residenz feiern. 200 Gäste, Spitzenvertreter der Sparkassen, Behörden und der Politik sind zu dem festlichen Abendessen geladen.

Angela Böhm

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