Bayern-SPD macht Pronold zu ihrem Chef

MÜNCHEN - Die bayerische SPD lässt die Jungen ran. Florian Pronold wurde beim Landesparteitag zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der Vorgänger trat nicht wieder an.
Die krisengeschüttelte bayerische SPD hat einen Generationswechsel vollzogen: Der Bundestagsabgeordnete Florian Pronold wurde beim Landesparteitag in Weiden mit 89,7 Prozent zum neuen Vorsitzenden gewählt. Der 36-jährige Niederbayer folgt auf Ludwig Stiegler, der seit 2004 Landeschef war und nicht mehr kandidierte. Gegenkandidaten gab es nicht.
Anschließend wurde die Münchnerin Natascha Kohnen zur neuen Generalsekretärin gewählt. Die 41-Jährige erzielte mit 93,6 Prozent ein noch besseres Ergebnis als Pronold. Der Posten war fünf Jahre lang vakant gewesen. Nach den zuletzt enttäuschenden Wahlergebnissen - bei der Europawahl Anfang Juni hatten nur noch 12,9 Prozent der Wähler in Bayern ihr Kreuz bei der SPD gemacht - forderte Pronold mehr Optimismus und Siegeswillen: «Wir müssen uns ins Gewinnen verlieben.» Allerdings betonte er auch, dass es auf dem eingeschlagenen Kurs nicht weitergehen könne. «Wenn wir diese Wahlergebnisse erst nehmen, müssen wir uns verändern.»
Den Bürgern will der in Passau geborene Rechtsanwalt die Inhalte der SPD besser vermitteln. Dazu zähle in einer älter werdenden Gesellschaft die Solidarität zwischen Jung und Alt, sagte er. In Bayern gebe es weitaus «mehr Herzen, die im sozialdemokratischen Takt schlagen als es sozialdemokratische Wähler gibt», sagte der neue SPD-Landeschef. Die Bayern-SPD dürfe sich nicht nur an der CSU abarbeiten, sondern müsse deutlich machen, dass sie die «Partei der Freiheit» sei.
Pronold rief die Partei zu verstärkter Anstrengung im Bundestagswahlkampf auf. Die Sozialdemokraten dürften nicht «Schuld durch Schwäche» auf sich laden, zitierte der neue SPD-Landesvorsitzende Willy Brandt. «Wir müssen uns mit aller Kraft gegen amerikanische Verhältnisse wehren, die uns Schwarz-Gelb als Rezept verordnen wollen.» Die Bayern-SPD habe jetzt noch 78 Tage Zeit, um nach der enttäuschend verlaufenen Europawahl «wieder auf die Füße» zu kommen.
In seiner letzten Rede als Landeschef räumte Pronolds Vorgänger Stiegler ein, dass es für die Sozialdemokraten in den vergangenen Jahren in Bayern und bundesweit massiv abwärts gegangen sei. «Die Zeit in der Regierung hat uns unglaublich viel Substanz gekostet», sagte der 65-Jährige. Stiegler rief seine Parteifreunde auf, nicht den Rückzug anzutreten, sondern anzugreifen. Der neue Vorsitzende und sein Team müssten jetzt das wieder aufbauen, «was wir Alten versaubeutelt haben». (dpa/AP)