Bayerischer Pirat beleidigt Christen - am Karfreitag

Der Leiter der bayerischen Geschäftsstelle provoziert Gläubige am Karfreitag: „Kein Fußbreit den Reli-Fanatikern.“ Zuvor hat er mit rechtspopulistischen Tweets für Ärger gesorgt.
Angela Böhm |
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Der Leiter der bayerischen Geschäftsstelle provoziert Gläubige am Karfreitag: „Kein Fußbreit den Reli-Fanatikern.“ Zuvor hat er mit rechtspopulistischen Tweets für Ärger gesorgt.

MÜNCHEN - Der Druck war zu groß geworden. Am Donnerstag distanzierten sich die Freibeuter von rechten Umtrieben in den eigenen Reihen. „Die Piratenpartei Bayern steht für eine von liberalen Werten geprägte Politik“, verkündete der Vorsitzende Stefan Körner. Doch mit seinem umstrittenen Geschäftsstellenleiter Boris Turovskiy hat er neuen Ärger. Der provoziert munter weiter mit ausfallenden Aussagen – zuletzt am Karfreitag die Christen. Da schrieb er in einer Mailing-Liste der Münchner Piraten: „Und jetzt tanzen und schreien auf der Straße, damit die Reli-Fanatiker keinen Fußbreit bekommen.“

Ein Pirat twitterte das gleich hinaus und machte die virtuelle Welt darauf aufmerksam: „Der Hausmeister @turbor schlägt wieder zu. Diesmal geht es mit Unwissen gegen die Christen.“

So kam das Zitat auch bei den Grünen in Bayern an und sorgte für Empörung. „Das ist kein respektvoller Umgang mit Gruppen in unserer Gesellschaft“, kritisiert ihr Landeschef Dieter Janecek, der das Piraten-Gezwitscher genau verfolgt. Denn in diesem Jargon rede man mit Nazis. Bei den Protesten gegen die Aufmärsche der Rechtsextremisten in Deutschland lautet nämlich der Slogan: „Kein Fußbreit den Nazis.“

Schon im Sommer hatte Turovskiy mit rechtspopulistischen Tweets im Internet einen „Shitstorm“ ausgelöst: „Für eine (Volks)wirtschaft gibt es nun mal ,nützliche’ und ,unnützliche’ Menschen“, schrieb er. Und: „Eine Atombombe und den Gazastreifen gibt es nicht mehr.“ Die Piraten mussten im Netz ernten, was sie gesät hatten: Turovskiy wurde als Nazi und Rassist beschimpft und den Rechtsextremen zugeordnet.

Daraufhin trat er als Vize-Chef der Münchner Piraten zurück. Zu Ende mit seiner Karriere war’s aber nicht. Vor drei Wochen, am 21.März, beförderte ihn der Landesvorstand einstimmig zum Leiter der Geschäftsstelle der bayerischen Piraten. Daraufhin ging’s im Internet rund: Der Vorstand solle seine Entscheidung umgehend zurücknehmen. Bayerns oberster Pirat, Stefan Körner, verteidigte seinen Mann. „Ich bin mir sicher, dass die wenigsten, die diesen Shitstorm mitbefeuert haben, wissen, dass Boris ein russischer Jude ist, dessen Großvater gegen die Nazis gekämpft hat und an seinen im Krieg davongetragenen Verletzungen starb.“ Er kritisierte die „wüste Beschimpfung“ im Netz. Der Versuch, den bayerischen Landesverband als „Rechtsausleger darzustellen, sei „einfach uncool“.

Als Schuldigen machte er Grünen-Chef Dieter Janecek aus. Der habe sich an der Hetze beteiligt. „Ziemlich albern“, findet das Janecek. Er habe nicht gehetzt, sondern nur darauf hingewiesen. „Da haben die Piraten einen Landesgeschäftsführer, der selber hetzt gegen Anti-Nazi-Aktivisten, gegen Gleichstellungspolitik und gegen Gläubige am Karfreitag“, sagt er zur AZ. „Und das auf eine Art, die man unter Demokraten nicht akzeptieren kann.“

Den Piraten wirft er vor, solche Ausfälle zu verharmlosen. „Unstrittig ist Boris jemand, der gerne provoziert“, verteidigte Körner Turovskiy. „Manche seiner Äußerungen in der Vergangenheit waren dabei absolut undiskutabel, was er auch selbst einsieht“, räumte er am 27.März ein. Nur zehn Tage später, am Karfreitag, war’s mit dieser Einsicht offenbar schon wieder vorbei.

Kommentieren will Körner das aber nicht. „Das ist wenig zielführend“, sagt er. „Die Münchner Piraten haben über das Tanzverbot an Karfreitag diskutiert. Der Satz ist völlig aus dem Zusammenhang gerissen.“ Was den Piratenchef am meisten ärgert: „Dass der Satz gleich nach draußen gegangen ist.“ Körner: „So kann man keine Diskussion führen.“ Dabei wollten doch gerade die Piraten keine Geheimnisse und die Öffentlichkeit an allem teilhaben lassen.

Boris Turovskiy selbst will die Aufregung nicht verstehen: „Es kann ja sein, dass ich da etwas über die Stränge geschlagen habe. Die Aussage war etwas überspitzt. Aber in den Mailing-Listen ist der Ton eben rau.“

 

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