Bayerische SPD feiert ihren Hoffnungsträger

Als Christian Ude nach seiner einstündigen Rede das Podium verlässt, erheben sich die Genossen spontan von ihren Bänken und bejubeln den neuen Hoffnungsträger.
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Münchens OB Christian Ude.
dapd Münchens OB Christian Ude.

Als Christian Ude nach seiner einstündigen Rede das Podium verlässt, erheben sich die Genossen spontan von ihren Bänken und bejubeln den neuen Hoffnungsträger.

München - Gleich springen SPD-Landeschef Florian Pronold und der Frationsvorsitzende Markus Rinderspacher Münchens Oberbürgermeister zur Seite und nehmen mit ihm die minutenlangen Ovationen entgegen. Eigentlich wollten die Münchner Sozialdemokraten am Freitag nur die „Volljährigkeit“ der Amtszeit von Christian Ude als OB feiern.

Doch nach den jüngsten Entwicklungen wird der Abend zum Auftakt für Ude-Festspiele in der bayerischen SPD. Ude, gerade erst zurück aus dem Urlaub auf Mykonos, genießt die neue Ausgangslage sichtlich.

„Eigentlich war ich noch zu Beginn der Ferien darauf eingestellt, heute ein wenig Rückschau zu halten auf 18 Jahre Stadtpolitik“, rief er zu Beginn seiner Rede in den überfüllten Saal im Wirtshaus am Schlachthof. „Aber ich habe irgendwie das feine Gespür, dass heute ein Rückblick weniger interessiert als eine Vorschau.“

So nutzte er die Gelegenheit für eine Kostprobe seiner Wahlkampffähigkeiten. In der Rede handelte Ude eine ganze Reihe von kommunal-, landes- und bundespolitischen Themen ab: Nicht erfüllte Wahlversprechen von Schwarz-Gelb im Bund, den Mindestlohn, die Europa- und Währungspolitik. Er sprach über die Verluste der Bayerischen Landesbank, über die Energiepolitik und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur.

Er verglich das rot-grün regierte München mit der CSU-geführten Staatsregierung und kam immer wieder zum Schluss: „Wir können es besser!“ 

„CSU hat so viel vergeigt“

Nicht ohne Augenzwinkern nahm der Oberbürgermeister zu seiner Entscheidung Stellung, sich zu einer Spitzenkandidatur auf Landesebene bereit zu erklären. Nach intensiven Diskussionen habe seine Frau Edith zugestimmt, und da habe er gedacht: „Wenn sich schon die eigene Frau damit abgefunden hat, werde ich den Rest auch noch begeistern.“

Darin bestärkt, eine Kandidatur anzustreben, hätten ihn auch die ersten Reaktionen der CSU. Diese zeigten, „wie viel Angst man hat“. Und so schwor Ude seine Parteifreunde auf einen zweijährigen Wahlkampf bis zur Landtagswahl 2013 ein:

Die CSU habe „so viel vergeigt in den letzten Jahren und die drei Oppositionsparteien haben so viel Vertrauen gewinnen können“, dass erstmals nach Jahrzehnten ein Regierungswechsel realistisch möglich sei. Diese Chance müsse einfach genutzt werden. Die Stimmung im Saal ist an diesem Abend schon euphorisch, bevor Freibier ausgeschenkt wird.

Die bayerische SPD erkennt sich in diesen Tagen selbst nicht wieder. Nach Jahren sinkender Umfragewerte und Wahlergebnisse herrscht eine greifbare Aufbruchstimmung. „Dass ich das noch erleben darf“, schwärmt denn auch ein Mitarbeiter der SPD-Landesgeschäftsstelle inmitten der feiernden Parteifreunde.

„Seehofer ist schon vorbei“

Pronold zeigt sich „überglücklich“, dass „nicht nur hier die Stimmung so gut ist“, sondern aus ganz Bayern positive Rückmeldungen auf Udes Kandidatur kämen. Und auch Rinderspacher ist voll des Lobes für Udes Auftritt: Er habe „programmatische Pflöcke eingeschlagen“ und das Publikum begeistert.

„Seine Kandidatur löst eine irre Euphorie in der bayerischen SPD aus“, sagt der Fraktionschef. An diesem Abend scheint schwer vorstellbar, dass Ude auf einem SPD-Nominierungsparteitag nicht eine ähnliche Euphorie auslösen wird. Doch nicht nur Parteifreunde hat der OB angelockt, sondern auch mögliche Koalitionspartner:

Die Grünen sind mit Landeschefin Theresa Schopper und der Fraktionsvorsitzenden Margarete Bause vertreten. „Es war ein guter Auftakt“, sagt Schopper über Udes Rede. In der CSU herrsche eine große Furcht, denn mit Ude sei ein Wechsel in Bayern möglich.

Nach Musik- und Kabaretteinlagen betritt Ude erneut das Podium - allerdings in Person seines Doubles Uli Bauer. Dieser hat auf die Melodie des Gassenhauers „Marmor, Stein und Eisen bricht“ einen Text gedichtet, der hier nahezu jeden bereitwillig mit einstimmen lässt:

„Streibl, Stoiber, Beckstein bricht / aber euer Christian nicht / Seehofer ist schon vorbei / doch ich bleib euch treu.“

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