„Barbie und Ken? Besser als Plisch und Plum!“
Muss man Alexander Dobrindt und Dorothee Bär kennen? Aber ja doch, sagen die beiden im AZ-Interview. Die beiden neuen CSU-Generalsekretäre haben Großes vor: Sie wollen die CSU umkrempeln und in die Geschichte eingehen.
DOROTHEE BÄR: Eigentlich wollten wir Ihnen ja die neue Angela-Merkel-Barbie-Puppe mitbringen.
AZ: Da hätten ja eher wir Sie mit Ken und Barbie begrüßen müssen. So nennt man Sie doch in der CSU.
ALEXANDER DOBRINDT: Recht viel populärere Figuren gibt es derzeit nicht.
BÄR: Barbie und Ken sind besser als Plisch und Plum.
Plisch und Plum wurden in der großen Koalition in den 60er Jahren CSU-Finanzminister Franz Josef Strauß und SPD-Wirtschaftsminister Karl Schiller genannt. Aber muss man die Namen Dobrindt und Bär kennen?
BÄR: Sie kennen uns doch.
DOBRINDT: Das Interessante an neuen Leuten ist doch, dass sie in der Regel unbekannt sind. Sonst wären sie ja keine neuen Leute. Und man würde keinen Aha-Effekt erzeugen. Wenn wir ein sehr starkes Vorwärts haben, eine starke Aufbruchstimmung, eine inhaltliche Neuorientierung, dann gehören dazu auch neue Leute. Die wird man kennenlernen.
War’s nicht ein Oh-Gott-Effekt? Sonst hätte man Sie nicht gleich verspottet.
DOBRINDT: Man braucht als Politiker auch eine Ladung Selbstironie und Selbstreflexion. In der Politik wird Kritik doch immer mit Humor verbunden. Denken Sie an Helmut Kohl. Dem ging es so lange gut, wie man Witze über ihn gemacht hat.
Die CSU ist die einzige Partei, die nur in einem Bundesland antritt und die eine Vize für ihren General braucht. Weil es der CSU inzwischen so schlecht geht?
BÄR: Nein, weil wir so viele gute Leute haben. Das macht die CSU ja auch so besonders.
DOBRINDT: Horst Seehofer kommt es darauf an, dass man eine eigene Meinung hat.
Hat er die schon zu spüren bekommen?
BÄR: Horst Seehofer ist ungehalten, wenn er keinen Widerspruch bekommt. Er will, dass man diskutiert, sich mit ihm auseinandersetzt. Und er ist da unheimlich aufgeschlossen. In den Besprechungen sorgt er für eine ganz offene Atmosphäre, dass man sich wünscht, sie würden länger dauern.
DOBRINDT: Und es ist keine Kuschel-Atmosphäre.
Frau Bär, haben Sie Seehofer beim Betreuungsgeld schon widersprochen? Sie waren bisher gegen die „Herdprämie“, die die CSU Müttern zahlen will, die daheim bleiben.
BÄR: Ich bin für eine freie Wahl. Jede Familie soll selbst entscheiden können, ob einer daheim bleibt oder beide arbeiten.
Aber Sie haben doch gesagt, das Ehegattensplitting reicht aus. Sie wollen keine „Herdprämie“.
BÄR: Betreuungsgeld heißt das. Aber es gibt Familien, die es sich sonst nicht leisten könnten, dass einer daheim bleibt.
Wie wollen Sie denn Ihre Wähler wieder zum Kuscheln mit der CSU bringen?
DOBRINDT: Es sind alle beeindruckt, welche Erneuerung die CSU derzeit macht. . .
Eher überrascht oder sogar schockiert...
DOBRINDT: Horst Seehofer hat die Nachfolge von Michael Glos in 40 Stunden perfekt gelöst. All diejenigen, die eine Erneuerung in der CSU fordern, müssen doch sagen: Respekt.
Sie haben bis zur Europawahl drei Monate, um die CSU zu erneuern. Wie geht das?
DOBRINDT: Wir wollen die Gruppen, die sich im gesellschaftlichen Leben engagieren, beteiligen, ohne dass sie CSU-Mitglied werden müssen. Wir werden Formen finden, die bisher keine Partei in Deutschland hat. Diesen offenen, frischen Weg werden wir auf dem Parteitag beschließen.
Frau Bär, brauchen Sie in ihrer Heimat Franken überhaupt Wahlkampf zu machen, wenn die Bürger zwischen der Franken-Gabi und der Oberbayern-Moni, also zwischen Pauli und Hohlmeier wählen können?
DOBRINDT: Jetzt bekomme ich Hunger. Ich nehme so ein Hörnchen.
Vielleicht brauchen Sie lieber einen Schnaps?
DOBRINDT: Nein, ich dope mich nur mit Zucker.
BÄR: Wir werden die Frage stellen, was wollen die Freien Wähler eigentlich für ein Europa?
DOBRINDT: Die Wähler werden fragen, welche politische Kraft kann Bayern überhaupt in Europa vertreten? Auf den aussichtsreichen Plätzen der FDP und der Grünen gibt es keinen Bayern.
Die CSU soll moderner werden, aber am Aschermittwoch will sie zurück zu den Wurzeln und alles so machen wie bei Franz Josef Strauß.
DOBRINDT: Wir haben zwei Botschaften: Die CSU ist wieder voll da. Man muss wieder mit ihr rechnen. Die zweite ist: Die CSU wird sich modernisieren und dabei auf der starken Tradition aufbauen.
Die schlimmste Nachricht war doch in den letzten Tagen, dass Sie auf dem Nockherberg keine Rolle spielen.
DOBRINDT: Ich bin völlig uneitel.
BÄR: Wir lachen auch gerne über andere. Natürlich nur über die aus anderen Parteien.
Sind Sie nach der Bundestagswahl wieder Geschichte?
DOBRINDT: Ziel eines jeden Politikers ist es doch, in die Geschichte einzugehen – aber positiv.
Interview: Angela Böhm, Markus Jox, Frank Müller