Barack Obama - Nein, er konnte nicht alles

Barack Obama, der Hoffnungsträger einer Generation, wird keine historische Präsidentschaft hinterlassen. Dennoch sollte Europa seine Abschieds-Botschaft hören. Ein AZ-Kommentar.
Stephan Kabosch
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Barack Obama hinterlässt keine Welt, die besser ist als vor acht Jahren, kommentiert AZ-Online-Chef Stephan Kabosch
dpa/AZ Barack Obama hinterlässt keine Welt, die besser ist als vor acht Jahren, kommentiert AZ-Online-Chef Stephan Kabosch

Was für eine Diskrepanz! Damals, 2008 bei der Wahl Barack Obamas zum 44. US-Präsidenten war Amerika im Aufbruch, stand die Supermacht vor einer Zeitenwende, hofften auch Millionen Menschen in Europa auf eine bessere Welt. Unvergessen die Rede über den „Traum der Freiheit“, die Obama noch als wahlkämpfender Senator von Illinois an der Berliner Siegessäule hielt. Acht Jahre später, nach der Wahl von Donald Trump, überwiegt die fatalistische Erkenntnis, dass die Welt wenigstens (oder hoffentlich) nicht untergehen wird.

Zwischen diesen acht Jahren liegt eine durchwachsene Bilanz des Friedensnobelpreisträgers. Die Wahl des ersten Schwarzen zum US-Präsidenten, sie war ein historischer Moment, aber die Präsidentschaft Obamas wird keine historische werden. Sicher, Barack Obama hat die US-Wirtschaft mit einem riesigen Konjunkturprogramm wieder in Schwung gebracht, es gibt nur noch halb so viele Arbeitslose wie 2008. Aber bei viel zu vielen US-Bürgern ist der Wohlstand nie angekommen. Und ja, Millionen von Amerikanern haben heute erstmals eine Krankenversicherung. Aber viel zu viele können sich diese eigentlich gar nicht leisten. Klar, der Außenpolitiker Obama hat sich von Europa nicht wie befürchtet abgewandt, er hat die atomare Abrüstung vorangetrieben. Aber das Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba gibt es nach wie vor und den syrischen Machthaber Assad hat auch er nicht gestoppt. Die Welt ist heute kein besserer Ort als 2008. Ganz im Gegenteil.

Aus dem „Yes, We Can!“ wurde ein „Nein, es geht nicht!“

Vor allem aber wird Barack Obama eine Nation hinterlassen, die gespaltener und zerrissener ist denn je. Aus dem „Yes, We Can!“ wurde in zu vielen Bereichen ein „Nein, es geht nicht!“. Das hängt natürlich auch damit zusammen, dass der Präsident abgesehen von den ersten beiden Jahren gegen eine republikanische Mehrheit im Kongress anregieren musste.

Jetzt also ist Obama auf Abschiedstour durch Europa. In Athen, der Wiege der Demokratie, hat er ein flammendes Plädoyer für eben diese gehalten. Und dabei ganz bewusst auch der Europäischen Union ins Gewissen geredet. Die Politik müsse sich fragen, wie sie den Bürgern den Eindruck zurückgibt, dass sie „gehört“ werden. In Amerika wie auch in Europa haben sich Millionen Menschen zurückgezogen in den vermeintlichen Komfort einer nationalen, oft nationalistischen Parallelwelt, weil sie das Vertrauen in die Eliten verloren haben und am wachsenden Wohlstand nicht partizipieren, ihnen die globalisierte, digitale Welt zu kompliziert geworden ist. Barack Obama in seiner Amtszeit und Hillary Clinton in ihrem Wahlkampf haben keine Lösungen bieten können. Sie machten damit die Wahl Donald Trumps möglich. Bleibt auch Europa Antworten schuldig, werden auch hier weitere Populisten folgen.

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