Barack Obama holt deutlich auf

Die Aussichten für den Präsidentschafts- kandidaten Barack Obama sind derzeit gut. Er bekommt immer mehr Zuspruch. Der Vorsprung seiner Rivalin Hillary Clinton schmilzt dahin.
US-Präsidentschaftsbewerber Barack Obama hat trotz des jüngsten Wirbels um seinen radikalen Ex-Pastor im Rennen um die möglicherweise entscheidenden «Superdelegierten» aufgeholt. Nach US-Medienberichten gewann der schwarze demokratische Senator allein in dieser Woche doppelt so viele von ihnen hinzu wie seine Rivalin Hillary Clinton, deren Vorsprung in diesem Bereich damit auf rund 20 zusammenschrumpfte.
Allerdings glauben trotzdem zunehmend viele Demokraten, dass Obama die Kontroverse um den Pastor die Nominierung als Spitzenkandidat kosten könnte, wie aus einer am Donnerstag veröffentlichten «New York Times»/CBS-Umfrage hervorgeht. Danach erwarten nun nur noch 51 Prozent, dass er im November gegen den Republikaner John McCain antreten wird. Vor einem Monat waren es noch 69 Prozent.
Clintons Vorsprung schrumpft dahin
Kurz vor den wichtigen Vorwahlen in Indiana und North Carolina - erhielt Obama die Unterstützung des früheren Parteivorsitzenden Joe Andrew, der sich noch im vergangenen Jahr für Clinton ausgesprochen hatte. In Indiana zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab, während nach Umfragen in North Carolina Obamas einst zweistelliger Vorsprung auf zehn Prozentpunkte oder sogar noch weniger zusammengeschrumpft ist. Das wird zum großen Teil auf den Skandal um Pastor Jeremiah Wright zurückgeführt. Obama hatte sich nach langjähriger Verbundenheit am Dienstag (Ortszeit) von dem Geistlichen losgesagt. Grund war eine Serie von Medienauftritten mit extremen Äußerungen insbesondere zum Thema Terrorismus. Die rund 800 «Superdelegierten» sind zumeist hohe Parteifunktionäre und Amtsträger, die sich bei der Kandidatenkür auf dem Nominierungsparteitag Ende August nicht an die Vorwahl-Ergebnisse halten müssen. Obama hat dabei zwar bisher mehr an die Wahl-Resultate gebundene Delegierte gewonnen als Clinton, aber keiner der beiden Bewerber kann wegen des engen Rennens die für eine Nominierung nötige Mehrheit von 2025 erreichen. Die «Superdelegierten» dürften daher zum Zünglein an der Waage werden. Insgesamt hat Obama bisher einen Vorsprung von etwa 135 Delegierten vor Clinton.
Obamas Bild geschwächt
Der Senator aus Illinois hatte sich am Dienstag «empört und traurig» über Wright geäußert. Die «entsetzlichen Kommentare» des einstigen Pastors der vornehmlich von Afroamerikanern besuchten Trinity United Church of Christ in Chicago «widersprechen allem, wofür ich stehe». Wright hatte zu den Anschlägen vom 11. September 2001 gesagt: «Man kann nicht gegenüber anderen Völkern Terrorismus ausüben und davon ausgehen, dass dies niemals zu einem zurückkommt.» Zudem bekräftigte er seine Auffassung, dass die USA hinter der Aids-Epidemie steckten.
Obama räumte selbst ein, dass die Worte des Geistlichen ihm im Rennen gegen Hillary Clinton schadeten. «Aber es ist noch unklar, wie groß das Problem wirklich ist.» Experten gehen davon aus, dass die Äußerungen des Pastors vor allem die entscheidende Wählerschicht der weißen Arbeiter abschrecken könnten, für Obama zu stimmen. Es bestehe die Gefahr, dass die «Rassenfrage» zum Thema werde und Obama vor allem als Politiker für «schwarze Interessen» erscheine.
Streit um Priester
Bereits vor rund sechs Wochen hatte Wright mit ähnlichen Thesen einen Aufschrei ausgelöst, damals hatte Obama aber zunächst weitaus milder reagiert. Obama stand dem Priester seit 20 Jahren nahe, ließ sich von ihm trauen und seine Kinder taufen, zeitweise nannte er ihn seinen «geistlichen Mentor». Die Tatsache, dass Obama mit einer klaren Verurteilung zunächst gezögert habe, «lässt gerechtfertigte Fragen über sein (Obamas) Urteilsvermögen aufkommen», kommentierte sie Zeitung «Washington Post» am Mittwoch. Hillary Clinton selbst nannte in einem Interview des Senders Fox Wrights Äußerungen «beleidigend und empörend». Obama habe sich «endlich» von dem Geistlichen distanziert und klar gemacht, dass er mit dessen Positionen nicht übereinstimme. «Und ich glaube, das musste er tun», sagte die Ex-First Lady. (dpa)