Bärendienst
Jetzt hat die israelische Regierung unter Premier Benjamin Netanjahu also ein Einreiseverbot gegen Günter Grass verhängt. Das ist überzogen und populistisch. Es ist zu viel der Aufmerksamkeit für einen eitlen Mann, der mit einem ziemlich schlechten Gedicht und durchsichtigem Empörungskalkül mal wieder in die Schlagzeilen wollte.
Dass ihm das gelungen ist, ist an sich schon bedauernswert. Sowohl das Gedicht, als auch das Einreiseverbot, lenken die Debatte in die falsche Richtung. Erstens hat Grass mit seinem Text schon eindrucksvoll bewiesen, dass er von der politischen Lage im Nahen Osten keine Ahnung hat. Er kokettiert mit dem Bruch eines Tabus, das keines ist. In ganz Israel, in den USA, und auch in Deutschland, wurde und wird die Möglichkeit eines israelischen Angriffs auf Iran offen und kontrovers diskutiert.
Zweitens aber gibt dieses Gedicht nun den rechtsgerichteten Kräften in Israel die Chance, vom politischen Thema an sich – nämlich der Frage: „Wie reagieren wir auf den Iran und wie verhindern wir die Eskalation dieses Konflikts?“ – abzulenken. Der israelische Historiker Moshe Zimmermann sagt, Günter Grass habe der Sache des Friedens einen Bärendienst erwiesen. Er hat Recht. Die klügste Reaktion hat bisher Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel gezeigt. Sie ließ ihren Regierungssprecher ausrichten: „In Deutschland gibt es die Freiheit der Kunst. Und die Freiheit der Bundesregierung, sich nicht zu jeder Kunst äußern zu müssen.“
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