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Außenministerin Baerbock in Kiew: Ukraine kann sich "weiter auf uns verlassen"

Unterstützung so lange wie nötig - auch militärisch: Dieses Versprechen an die Ukraine erneuert Außenministerin Baerbock bei ihrem zweiten Kiew-Besuch seit Kriegsbeginn. Sie hat aber auch eine Botschaft für die Menschen zu Hause in Deutschland parat.
AZ/dpa |
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Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) besichtigt ein von Deutschland gefördertes Minenräumprojekt in der Nähe von Kiew. Das Auto im Hintergrund ist durch eine Mine zerstört worden.
Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) besichtigt ein von Deutschland gefördertes Minenräumprojekt in der Nähe von Kiew. Das Auto im Hintergrund ist durch eine Mine zerstört worden. © Michael Fischer/dpa

Kiew - Bei einem Überraschungsbesuch in Kiew hat Außenministerin Annalena Baerbock der Ukraine weitere Unterstützung zugesagt und vor Kriegsmüdigkeit in Europa gewarnt.   

Luftraum über der Ukraine seit Kriegsbeginn gesperrt

"Ich bin heute nach Kiew gereist, um zu zeigen, dass sie sich weiter auf uns verlassen können", sagte sie am Samstagmorgen bei ihrer Ankunft an die Menschen in der Ukraine gerichtet.

Deutschland werde dem Land so lange wie nötig beistehen – mit der Lieferung von Waffen sowie mit humanitärer und finanzieller Hilfe. Der russische Präsident Wladimir Putin setze darauf, "dass wir der Anteilnahme am Leid der Ukraine müde werden", betonte die Grünen-Politikerin.

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Baerbock reiste in der Nacht zu Samstag mit einem Sonderzug und einer kleinen Delegation von Polen aus nach Kiew. Der Luftraum über der Ukraine ist seit Kriegsbeginn gesperrt. Deswegen sind auch Politiker gezwungen, den Landweg zu nehmen.

Unterstützung beim Minenräumen

Nach ihrer Ankunft besuchte die Ministerin ein Minenfeld in Welyka Dymerka vor den Toren Kiews und sagte der Ukraine dort weitere Unterstützung bei der Beseitigung von Kampfmitteln zu.

Dies sei neben der Lieferung von Waffen wichtig, um das Leben der Menschen in den zeitweise von der russischen Armee eingenommenen Gebieten sicherer zu machen, sagte Baerbock. Sie warf der russischen Armee vor, die Vororte Kiews "mit Minen verseucht" und gezielt Anti-Personen-Minen eingesetzt zu haben, um Zivilisten zu töten.

Ihr sei berichtet worden, dass nach dem Abzug der russischen Truppen aus dem Raum Kiew "selbst im Kinderspielzeug in privaten Wohnungen Minen gefunden worden sind, die offensichtlich nichts anderes zum Ziel hatten, als unschuldige Menschen, selbst Kinder zu töten".

In Welyka Dymerka unterstützt Deutschland ein ziviles Projekt zur Räumung von Minen. Insgesamt hat die Bundesregierung sechs Millionen Euro für die Kampfmittelbeseitigung durch die Organisation HALO bereitgestellt.

Die Aufstockung um eine weitere Million ist nach Angaben des Auswärtigen Amts bis Ende des Jahres geplant. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte diese Woche zudem die Ausbildung ukrainischer Soldaten für die Minenräumung in Deutschland angekündigt.

Ukraine fordert Kampfpanzer

Ob sie bei ihrem Besuch auch weitere Waffen zusagen werde, wollte Baerbock zunächst nicht sagen. Dazu werde sie sich erst nach ihrem Treffen mit Außenminister Dmytro Kuleba im Laufe des Tages äußern. Die Ukraine hofft auf weitere schwere Waffen aus Deutschland.

Ministerpräsident Denys Schmyhal hatte bei seinem Berlin-Besuch in der vergangenen Woche von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Lieferung deutscher Leopard-2-Kampfpanzer gefordert. Scholz betonte anschließend, Deutschland wolle sich auf die Bereitstellung von Luftabwehrsystemen und Artillerie konzentrieren - und vor allem keine Alleingänge machen.

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Bisher hat auch kein anderer Nato-Verbündeter Kampfpanzer westlicher Bauart in die Ukraine geschickt. Die Bundesregierung hat der Ukraine bisher Waffen im Wert von 734 Millionen Euro geliefert oder zugesagt, darunter auch einiges an schweren Waffen: Zehn schwere Artilleriegeschütze vom Typ Panzerhaubitze 2000, 15 Flugabwehrpanzer, drei Mehrfachraketenwerfer und drei Bergepanzer. Geplant ist zudem die Lieferung von vier Luftverteidigungssystemen vom Typ Iris-T.

Inzwischen waren schon einige Minister in Kiew

Baerbock war Mitte Mai als erstes deutsches Regierungsmitglied seit Kriegsbeginn nach Kiew gereist. Sie hatte damals die deutsche Botschaft wiedereröffnet und Präsident Wolodymyr Selenskyj sowie Kuleba getroffen. Außerdem besuchte sie die teilweise zerstörten Vororte Butscha und Irpin. Scholz besuchte Kiew Mitte Juni zusammen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, dem italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi und dem rumänischen Präsidenten Klaus Iohannis.

Die vier Staats- und Regierungschefs ebneten dort den Weg für den EU-Kandidatenstatus der Ukraine. Aber auch Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD), Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) haben die Ukraine in den letzten sechs Monaten besucht. Zuletzt waren aus der Bundesregierung Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) und Innenministerin Nancy Faeser (SPD) vor sechs Wochen dort.

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46 Kommentare
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  • Kadoffesalod am 12.09.2022 13:58 Uhr / Bewertung:

    Bei vielen Politikern in Deutschland, vornehmlich von AfD, Linken, SPD sowie Aktivisten von und bei den Medien ist es offensichtlich, dass sie Hilfe für die Ukraine ablehnen und auf Seiten von Putin-Russland stehen.

    Bei anderen Politikern und Aktivisten in Deutschland ist es so, dass sie Unterstützung für die Ukraine vorgeben, theatralisch den Terrorkrieg Russlands in der Ukraine verurteilen, aber tatsächlich auf Seite Putin-Russlands stehen, den Worten nur wenig Taten folgen lassen oder sogar Hilfe und Unterstützung blockieren.

    Bei Annalena Baerbock ist es so, dass sie einerseits den Ukrainern versprochen hat, diese so lange wie nötig zu unterstützen - was der Großteil der deutschen Bevölkerung eigentlich befürwortet - aber dann ihre eingene Aussage sabotiert, indem sie sagt es sei egal was ihre deutschen Wähler darüber denken ("no matter what my German voters think").

    War das nun eine Dummheit oder eben Sabotage, um die Unterstützung der Deutschen zu unterminieren?

  • strizzi am 12.09.2022 14:17 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Kadoffesalod

    Werte Frau, werter Herr Kadoffesalod:
    In Ihrer Aufzählung fehlen unter andrem die Grünen, Cdu, Csu, die großen roten Buchstaben ... und mehr.
    Humanitäre Hilfe für die ukrainischen Flüchtlinge lehnt hier niemand ab. Hilfe für russische Bürger wird quasi verboten.
    Sie werden sich doch nicht gegen Ausgrenzen von Menschen aus bestimmten Ländern stellen. Oder täuscht das?

  • Wirre Zeiten - dass geht auch wieder vorbei am 11.09.2022 17:00 Uhr / Bewertung:

    Ganz vorsichtig wer hier was schreibt zu Leni. Sie wird bei den Volontären immer Welpenschutz genießen. Leistung ist nicht das Kriterium für sie.

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