AZ-Kommentar: Schlagen mit Würde? Geht nicht!
„Bitte entschuldigen Sie den Ausdruck“, sagt Papst Franziskus gerne, bevor er sich spontan und unverblümt zu schwierigen Themen äußert. Das kommt an und unterscheidet sich tatsächlich in erfrischender Weise von seinen Vorgängern. Zu seiner jüngsten Stellungnahme muss man – bitte entschuldigen Sie den Ausdruck – allerdings klar sagen: Der Papst hat hier einen an der Klatsche.
Schlagen mit Würde? Das geht nicht. Schlägt ein Mensch einen anderen Menschen – gegen dessen Willen, versteht sich, mit Einverständnis wär's ein anderes Thema –, nimmt er ihm (und sich) immer ein Stück weit die Würde. Das gilt besonders, wenn es sich um Kinder handelt – völlig egal, ob der Schlag das Gesicht oder eine andere Körperstelle trifft.
Nein, Eltern, denen das passiert ist, sind keine Monster. Durch die Äußerung des Papstes, der für viele Menschen nach wie vor eine moralische Instanz darstellt, kann sich nun aber jeder Erziehungsberechtigte, dem regelmäßig "die Hand ausrutscht", wie es lapidar heißt, legitimiert fühlen, damit fortzufahren.
„Ein Klaps auf den Po hat noch niemandem geschadet“, ist auch so ein verharmlosender Satz. Doch, hat er – dazu gibt es seit Jahrzehnten unzählige Studien; abgesehen davon, dass „Klaps“ oft ein beschönigender Ausdruck ist.
Dass Täter vor Gericht gerne jammern, sie seien als Kind geschlagen worden, macht ihre Tat nicht besser – ein Zusammenhang besteht oft trotzdem.
Die katholische Kirche – weltweit in zig Skandale verstrickt, in denen es um Gewalt gegen Kinder geht – sollte eigentlich wissen, dass sie nicht der optimale Absender für Erziehungstipps ist.
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