AZ-Kommentar: Keine Trennung nach Religionen und Nationen
Eine Turnhalle für Schiiten, eine Kaserne für Sunniten, ein Gasthof für Kurden, ein Bürogebäude für Jesiden, eine Jugendherberge für Alawiten, ein Schwimmbad für Tscherkessen, eine Zeltstadt für Christen (differenziert nach Katholiken, Orthodoxen, Chaldäern und Assyrern), und nicht zu vergessen die Drusen. Die kommen in die Pfarrei. Und das wären dann nur die Syrer.
Das Gleiche also bitte nochmal für alle anderen Nationalitäten, von A wie Albanien bis Z wie Zentralafrika.
Das klingt ironisch überspitzt, wäre aber die konsequente Folge der Forderung, Flüchtlinge künftig getrennt nach Religionen und Nationalitäten unterzubringen. Abgesehen davon, dass dies die ohnehin überforderten Kommunen noch stärker belasten würde, wäre eine Reduzierung der Konflikte keineswegs gesichert – an der Warteschlange zur Essensausgabe können sich schließlich auch zwei Aramäer in die Haare bekommen.
Zudem ist eine solche Maßnahme das grundfalsche Signal an ankommende Neubürger: Wer in Deutschland bleiben will, muss in der Lage sein, mit Angehörigen anderer Ethnien und Religionen friedlich Seite an Seite zu leben.
Die meisten dürften das auch hinbekommen. Wer daran scheitert, ist in einer Gesellschaft, die auf Freiheit und Respekt basiert, wohl nicht ganz richtig. Sich später über Parallelgesellschaften aufregen, aber in den Lagern schon damit anfangen? Das kann keine Lösung sein.
Vielmehr müssen Gewalttäter identifiziert und ihre Taten beim Entscheid über den Asylantrag berücksichtigt werden. Das ist man auch jenen Flüchtlingen schuldig, die vor solchen Kriminellen geflohen sind und hier angstfrei leben wollen.
Und überfüllt sind die Einrichtungen vor allem deshalb, weil immer noch Menschen ohne jede Bleibeperspektive in ihnen ausharren. Hier braucht es zügigere Entscheidungen. Um des Friedens willen.
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