AZ-Kommentar: Endlich richten die Jamaika-Partner den Fokus auf's Soziale
Tobias Wolf, AZ-Politik-Redakteur, über den Fokus der Sondierungsgesprächen zwischen Union, FDP und Grünen.
Das unerträgliche Gezerre um den am Ende wachsweiche Obergrenzen-Kompromiss, zeitgleich ein Streit auf Kindergarten-Niveau um die Sitzordnung im Bundestag und die nicht enden wollenden Querelen innerhalb und zwischen den möglichen künftigen Jamaika-Partnern: Wer in diesen Tagen und Wochen auf die politische Bühne blickt, bekommt nicht gerade den Eindruck, als hätten die Parteien den Denkzettel verstanden, den sie bei der Bundestagswahl von etlichen Protestwählern verpasst bekommen haben. Mit Streitereien lässt sich keine einzige Stimme von der AfD zurückgewinnen.
Schon im Bundestagswahlkampf kamen die uns alle betreffenden Themen Rente, Pflege, Arbeit und Armut viel zu kurz, hat das zweifelsohne wichtige, aber wahrlich nicht einzige Thema Flüchtlinge viel zu viel Platz eingenommen. Man denke nur an das TV-Duell zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Martin Schulz .
Nun aber endlich scheinen die Jamaika-Partner zur Besinnung kommen zu sein, richten ihren Fokus auf das Soziale. Nur eine Politik die die Ängste und Sorgen der Millionen von Rentner, Pflegekräften- und bedürftigen, von Menschen mit prekären Arbeitsverträgen und finanziellen Nöten auch wirklich ernst nimmt, kann das Erstarken populistischer Kräfte verhindern.