AZ-Kommentar: Blanke Nerven

Die Juso-Chefin Johanna Uekermann hat Angela Merkel in der Flüchtlingskrise "Rückgrat" bescheinigt. Die SPD-Spitze nennt das "unsolidarisch", "wirklichkeitsfern" und fragt, was die 28-Jährige genommen habe.  
von  Timo Lokoschat
Johanna Uekermann, die Bundesvorsitzende der Jusos.
Johanna Uekermann, die Bundesvorsitzende der Jusos. © dpa

Die Juso-Chefin Johanna Uekermann hat Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingskrise "Rückgrat" bescheinigt. Die SPD-Spitze nennt das "unsolidarisch", "wirklichkeitsfern", "erbärmlich" und fragt, was die 28-Jährige genommen habe.

Es gehört zu den Forderungen jeder ordentlichen Sonntagsrede, dass in Krisenzeiten „Parteipolitik“ außen vor gelassen werden solle. Wie weit hier Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen, zeigen gerade wieder die unverhältnismäßig harten Attacken auf die Juso-Vorsitzende, die es gewagt hat, der Kanzlerin „Rückgrat“ zu bescheinigen.

Rückgrat! Liest man die hysterischen Reaktionen von Fahimi, Oppermann und Co., könnte man glatt denken, sie habe gefordert, der deutschen Sozialdemokratie selbiges zu brechen.

Der bizarre Streit zeigt vor allem eines: wie blank die Nerven bei den Genossen liegen. Seit Monaten dümpeln sie abgeschlagen und ohne Machtperspektive hinter der Union – und das, obwohl durchaus Akzente in der Großen Koalition gesetzt wurden. Trotzdem können viele Wähler den „Markenkern“ der Partei nicht mehr erkennen, beklagen ein gefühltes Desinteresse an ihrer Lebenswirklichkeit.

Das kann man ändern – aber sicher nicht durch Desavouierung der eigenen, immer etwas rebellischen Jugend.

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