Autobauer schwer in Nöten

Nach den Produktions-Stopps bei den Autoherstellern trifft die Krise nun die Zulieferer. Auch bayerische Lieferanten kündigen Kurzarbeit an und bauen Überstunden ab. Experten rechnen mit Massenentlassungen. Politiker und Verbände fordern staatliche Hilfen für die kriselnde Branche.
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Produktion bei VW: Die Kunden kaufen nichts. Das trifft nun auch die Zulieferer.
ap Produktion bei VW: Die Kunden kaufen nichts. Das trifft nun auch die Zulieferer.

MÜNCHEN - Nach den Produktions-Stopps bei den Autoherstellern trifft die Krise nun die Zulieferer. Auch bayerische Lieferanten kündigen Kurzarbeit an und bauen Überstunden ab. Experten rechnen mit Massenentlassungen. Politiker und Verbände fordern staatliche Hilfen für die kriselnde Branche.

Vom „Merkel-Rabatt“ hält Ferdinand Dudenhöffer gar nichts. „Das führt nur dazu, dass die Leute mit dem Autokauf warten, bis der Steuerbonus kommt – anstatt gleich zu kaufen“, sagt der Auto-Experte der AZ. Was Dudenhöffer mit Merkel-Rabatt meint: das Vorhaben der Bundesregierung, den Bürgern beim Kauf eines umweltfreundlichen Neuwagens Steuervorteile zu gewähren. Bis zu 1000 Euro pro Autokauf könnte der Bonus betragen, glaubt Dudenhöffer. Ob das der Branche hilft, ist für den Professor aber fraglich.

Nötig jedenfalls wäre es. Denn wegen der Finanzkrise brechen bei den Herstellern die ohnehin schon mauen Verkaufszahlen drastisch ein. Gleich reihenweise kündigten sie jetzt Produktionsstopps an. Nun schlägt das auch auf die Zulieferer durch. Experten Dudenhöffer glaubt: Dort könnten bis zu 50.000 Jobs wegfallen. Sicher ist: Der weltgrößte Zulieferer Bosch will noch heuer Kurzarbeit anmelden. Auch bayerische Lieferanten fahren die Produktion zurück.

Der fränkische Familienkonzern Schaeffler reagiert „mit gezielter Produktionsreduzierung“. Die Leiharbeit soll verringert und die „gut gefüllten“ Zeitkonten der Mitarbeiter heruntergefahren werden. Beim Amberger Zulieferer Grammer heißt es: „Die Autosparte, die zwei Drittel des Umsatzes ausmacht, ist arg betroffen. Wir leiden wie die ganze Branche." Eine Sprecherin schloss gegenüber der AZ Kurzarbeit und temporäre Werksschließungen nicht aus. Beim Nürnberger Autospiegel-Hersteller Mekra werden Überstunden abgebaut. "An uns wird die Krise nicht spurlos vorübergehen", so eini Sprecher.

"Ein tiefes Tal"

Die Autoindustrie „befinde sich in einem tiefen Tal“, warnte EU-Industriekommissar Günter Verheugen gestern. Er forderte „sehr konkrete Hilfe, um die Nachfrage nach Neufahrzeugen wieder anzukurbeln“. Verheugen ist damit nicht alleine. So hieß es beim Verband internationaler Kfz-Hersteller: Man brauche jetzt schnell einen Steuerbonus für Autokäufer. Der Chef des deutschen Automobilverbandes, Matthias Wissmann, drängte die Bundesregierung, die am CO2-Ausstoß orientierte Kfz-Steuer bald einzuführen. Das wäre ein „klares Signal an die verunsicherten Verbraucher“.

Tatsächlich könnte die neue Kfz-Steuer wegen der Krise schneller kommen als ursprünglich geplant. Bundeswirtschaftsminister Michael Glos kündigte gestern eine schnelle Neuregelung an. Die Idee: Je eher klar ist, welche umweltfreundlichen Autos steuerbegünstigt sind, desto schneller kaufen die Bürger einen Neuwagen.

Ob das klappt, ist offen. An der Krise sei schließlich nicht nur die Kaufzurückhaltung schuld, heißt es beim Deutschen Institut für Wirtschafsforschung. Auch „Managementfehler“ in den Autofirmen hätten dazu beigetragen.

aja/ela/sun

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