Australischer Ministerpräsident Abbott abgesetzt
Canberra - Der australische Regierungschef Tony Abbott hat einen parteiinternen Machtkampf um das Amt des Parteivorsitzenden verloren und tritt damit als Ministerpräsident ab. Der bei den Wählern unbeliebte Abbott hatte die Unterstützung seiner Partei verloren und stand unter anderem wegen seiner Wirtschaftspolitik in der Kritik.
Wie australische Medien am Montag berichteten, verlor Abbott (57) eine parteiinterne Abstimmung mit 44 zu 54 Stimmen gegen Kommunikationsminister Malcolm Turnbull. Dieser wird neuer Ministerpräsident. Kurzfristig angesetzte Neuwahlen schloss er aus. Die Regierung werde weiterarbeiten, sagte Turnbull nach seiner Kür zum Parteichef der konservativen Liberalen Partei.
Der 60-jährige Turnbull hatte am Montag sein Amt niedergelegt und die Abstimmung gefordert: "Wir brauchen einen neuen Führungsstil. Der Ministerpräsident war nicht fähig, das Land wirtschaftlich so zu führen, wie es notwendig ist." Meinungsumfragen sahen die Liberalen in den vergangenen 20 Monaten stets hinter der oppositionellen Labor-Partei. Für viele Australier ist Abbotts Politik hauptverantwortlich für den Abschwung im Land seit der globalen Wirtschaftskrise.
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Unterstützer erhoffen von Turnbull mehr Engagement im Kampf gegen die Erderwärmung - im Gegensatz zum Klimawandel-Skeptiker Abbott. Auch eine Abkehr von Australiens restriktiver Flüchtlingspolitik könnte unter einem Regierungschef Turnbull möglich sein. Nach seiner Wahl betonte Turnbull indes, er plane keine plötzlichen Kurswechsel in der Regierungslinie.
Der Ex-Banker Turnbull führte die Liberalen - damals in Opposition - bereits von 2008 bis 2009, bevor er die Parteiführung an Abbott abgeben musste. Er gilt in Gesellschaftsfragen als liberaler als Abbott, der etwa die Homo-Ehe strikt ablehnt.
Abbott war seit 2013 Regierungschef. Der Marathonläufer und Fan der britischen Krone gilt als wenig kompromissbereit, konservativ und unternehmerfreundlich. Vor allem seine Entscheidung, Bootsflüchtlinge in Internierungslagern auf Pazifikinseln unterzubringen, sorgte international für Schlagzeilen.
2010 hatte Julia Gillard von der Labor-Partei ihren damaligen Parteichef und Ministerpräsident Kevin Rudd in einer ähnlichen Aktion gestürzt.
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