Aus Vergeltung: IS enthauptet US-Journalisten

Ein Internet-Video über eine Enthauptung schockiert Washington. Die Terrormiliz Islamischer Staat will einen US-Fotografen als Vergeltung für den amerikanischen Militäreinsatz ermordet haben.
von  dpa/az
Journalist James Foley wird seit 2012 vermisst. Zuvor arbeitete er fünf Jahre in Syrien.
Journalist James Foley wird seit 2012 vermisst. Zuvor arbeitete er fünf Jahre in Syrien. © dpa

Kairo/Washington - Aus Rache für die amerikanischen Luftschläge im Irak hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach eigenen Angaben einen US-Journalisten enthauptet. Die Gruppe veröffentlichte am Dienstag ein Video im Internet, das die Tötung des Fotografen James Foley zeigen soll. Der Reporter wird nach Angaben seiner Unterstützer seit 2012 vermisst. Er habe sich zuletzt in Syrien aufgehalten.

Die Terroristen gaben laut der "Washington Post" an, Foley aus Vergeltung für die Militäroffensive gegen sie umgebracht zu haben. Es handele sich um "eine Botschaft an Amerika". Sollte Washington seine Luftschläge nicht einstellen, würden weitere Reporter sterben. In dem Video erscheint laut der Zeitung auch ein anderer US-Journalist, der ebenfalls während der Berichterstattung in Syrien verschwunden war.

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Die Echtheit des Videos wurde zunächst nicht von unabhängiger Seite bestätigt. "Die Geheimdienste arbeiten so schnell wie möglich, um die Authentizität festzustellen", sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates von US-Präsident Barack Obama. "Falls es echt ist, dann sind wir entsetzt über die brutale Ermordung eines unschuldigen amerikanischen Journalisten." Obama wurde noch auf dem Rückflug in den Urlaub an Bord der Air Force One vom stellvertretenden Sicherheitsberater Ben Rhodes über das Video informiert.

Foley gilt als renommierter Fotograf, der als freier Journalist für verschiedene Redaktionen arbeitete. Zahlreiche seiner Kollegen äußerten sich in sozialen Medien bestürzt über seinen möglichen Tod. Unterstützer riefen dazu auf, das Video nicht anzuschauen oder zu teilen, um den Terroristen keine Genugtuung zu verschaffen.

Die US-Luftwaffe setzte ihre Angriffe auf die Terrormiliz fort. Auch Dank des US-Einsatzes gelingt es kurdischen Kämpfern und den irakischen Streitkräften die Dschihadisten allmählich zurückzudrängen. Die USA rechnen jedoch nicht mit einem baldigen Ende ihrer Militäroperationen in dem ölreichen arabischen Land.

Politik-News

Nach der Rückeroberung des Staudamms von Mossul begann am Dienstag eine Militäroffensive zur Vertreibung der Dschihadisten aus der Stadt Tikrit. Die Armee meldete wenige Stunden später erste Erfolge.

Irakische Soldaten rückten Sicherheitskreisen zufolge in Begleitung von Kampfhubschraubern nach Tikrit vor und schlugen sunnitische Extremisten in die Flucht. Staatliche Medien meldeten, dass Regierungstruppen das Gebäude der Provinzregierung von Salaheddin zurückeroberten. Auch einige Universitätsgebäude und ein Krankenhaus wurde laut Sicherheitsbehörden unter die Kontrolle der Armee gebracht.

Tikrit liegt rund 170 Kilometer von Bagdad entfernt. Die schwer bewaffneten IS-Kämpfer hatten die Geburtsstadt des früheren Herrschers Saddam Hussein im Juni erobert. Mehrere irakische Versuche, die Stadt zurückzuerobern, waren bisher gescheitert.

Im Norden des Landes werden die Kurden im Kampf gegen den IS von US-Kampfflugzeugen unterstützt. US-Präsident Barack Obama stellt sich auf einen längeren Militäreinsatz ein. "Es wird Zeit brauchen", sagte Obama am Montag (Ortszeit) in Washington. "Es sollte keinen Zweifel daran geben, dass das Militär der Vereinigten Staaten weiterhin die begrenzten Einsätze ausführen wird, die ich gebilligt habe."

Stimmen zum Fall James Foley auf Twitter

Es gehe weiter darum, die Extremisten zurückzudrängen, um Amerikaner und US-Einrichtungen zu schützen. Zugleich stellte Obama klar: "Wir schicken nicht Tausende US-Truppen zurück auf den (irakischen) Boden." Den Vorstoß kurdischer Kämpfer zum strategisch wichtigen Mossul-Staudamm lobte Obama als wichtigen Schritt. Ein Bruch des Staudamms würde Tausende Menschenleben sowie die große US-Botschaft in Bagdad gefährden. Obama drängte den designierten irakischen Ministerpräsidenten Haidar al-Abadi, eine neue Regierung unter Einschluss aller Volksgruppen zu bilden. "Der Wolf steht vor der Tür", sagte er über den Vormarsch des IS im Irak.

Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen sagte dem WDR/NDR-Studio Brüssel: "Das sind Terroristen. Die werden eine Bedrohung darstellen. Und zwar nicht nur für den Irak, sondern für die ganze Welt, wenn wir deren Vormarsch nicht aufhalten." Ein Nato-Einsatz im Irak - vergleichbar dem in Afghanistan - stehe aber derzeit nicht zur Debatte.

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Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR will neue Hilfslieferungen für rund eine halbe Million Menschen in den Nordirak bringen. Ab Mittwoch sollen Lufttransporte sowie Lieferungen über Land und über das Meer aus der Türkei, Dubai und Jordanien in die Krisenregion kommen. Rund 1,2 Millionen Iraker sind seit Anfang 2014 wegen der heftigen Kämpfe in ihrem Land und dem Vormarsch der IS-Miliz auf der Flucht.

 

 

 

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