Aus für Schwarz-Grün: Die Versuchung
Heiner Geißler war es, der alte CDU-Kämpe, der vor ein paar Tagen den Schriftsteller Oscar Wilde zitierte: „Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen.“ Eine schwarz-grüne Koalition im Bundestag war eine Versuchung, und nicht nur Geißler bedauert, dass ihr niemand nachgegeben hat. Es wäre eine Sensation gewesen und sie schien gar nicht so weit entfernt zu sein. Wenn man den Protagonisten von Seehofer bis Roth glaubt, dann wären die Differenzen durchaus überbrückbar.
Woran also ist ein schwarz-grünes Bündnis gescheitert? War es wirklich nur die Frage von Steuererhöhungen? Ihre „Vorschläge zur Gegenfinanzierung“ seien nicht akzeptiert worden, sagt Claudia Roth. Das klingt nicht nach grundsätzlichen Hindernissen. Die sind in Wahrheit schon vor Jahren überwunden worden: Von Nato bis Atomkraft sind sich CDU und Grüne heute so nah wie nie. Auch Betreuungsgeld und Pkw-Maut sind Konflikte, die sich ausräumen lassen würden. Nein, gescheitert ist das Bündnis erstens an Bundeskanzlerin Angela Merkel Furcht vor Experimenten. Und zweitens – vielleicht noch wichtiger – an dem, was Heiner Geißler eine „mit Ängsten besetzte Kultur- und Milieuschranke“ nennt. Anhänger und Mitglieder der beiden Parteien leben in unterschiedlichen Welten. Man „kann“ nicht miteinander.
Das ist traurig, denn ein schwarz-grünes Bündnis hätte – vielleicht – zu einer besseren, menschlicheren Politik geführt. Andererseits ist eines sicher: Die Versuchung kommt wieder!
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