Aufstand der GM-Sklaven: Wie geht es mit Opel weiter?

17000 Opelaner lassen die Bänder still stehen. General Motors droht ihnen dennoch mit Insolvenz – und hofft auf Staatshilfen. Wie geht es mit Opel weiter? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.
von  Abendzeitung
Was Adam Opel wohl zu dem Hick-Hack um den Traditionskonzern sagen würde? Rüsselsheimer Mitarbeiter protestieren mit einem Sarg vor der Statue des Firmengründers.
Was Adam Opel wohl zu dem Hick-Hack um den Traditionskonzern sagen würde? Rüsselsheimer Mitarbeiter protestieren mit einem Sarg vor der Statue des Firmengründers. © dpa

17000 Opelaner lassen die Bänder still stehen. General Motors droht ihnen dennoch mit Insolvenz – und hofft auf Staatshilfen. Wie geht es mit Opel weiter? Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

RÜSSELSHEIM/MÜNCHEN Klaus Franz hatte eine ganz einfache Botschaft für die Manager in Detroit parat: „Wake up!“ – „Wacht auf!“, rief der Opel-Betriebsratsvorsitzende den Chefs von General Motors (GM) zu. Zusammen mit 10000 Opel-Beschäftigten protestierte Franz gestern gegen die Entscheidung von GM, Opel nun doch zu behalten – und in Europa bis zu 10000 Stellen zu streichen.

Die Wut der Opelaner verschaffte sich gestern in allen vier Opel-Werken Luft. In Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern, Eisenach – überall standen die Bänder still, insgesamt 17000 protestierten. „GM hau ab“, war auf Plakaten der Opelaner zu lesen. Neben dem Spruch reckte sich ein riesiger Stinkefinger in die Höhe.

Doch wie es beim Traditions-Autobauer weitergeht – das ist unklar. Die AZ beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was hat GM jetzt mit Opel vor? Sicher ist bisher nur: Europaweit wollen die Amerikaner 10000 Jobs streichen. Wieviele in Deutschland wegfallen, ist offen. GM überarbeitet derzeit ein früheres Konzept zur Opel-Zukunft. Das Werk in Eisenach könnte möglicherweise verkauft werden. Geschlossen werden soll das GM-Werk im belgischen Antwerpen. Auch Bochum und Kaiserslautern seien gefährdert, sagt der Betriebsrat. Der Autoexperte Stefan Bratzel glaubt: Außer dem Stammwerk Rüsselsheim ist kein deutsches Werk sicher.

Bekommen die Amerikaner Geld von der Bundesregierung? Sie hoffen darauf. GM-Vizechef John Smith glaubt, „dass die Bundesregierung unseren Plan gut finden und uns unterstützen wird“. Aus der Union hieß es: Darüber könne man reden. Allerdings müsse GM erst einmal einen Plan vorlegen, „wie Opel wieder fit und flott gemacht werden kann“, so Unionsfraktionschef Volker Kauder. Und: „Wir erwarten von GM, dass die Arbeitsplätze in Deutschland gehalten werden.“ Hessens Ministerpräsident Roland Koch machte klar: Bevor man Staatsgelder ausgebe, müsse ein Sanierungskonzept her.

Droht Opel nun möglicherweise doch die Insolvenz? Das ist nicht auszuschließen – sollte GM kein Geld bekommen. „Ich halte die Insolvenzdrohung nicht für völlig leer“, sagt Experte Bratzel. Zuvor hatte GM gedroht: Entweder Opel werde hart saniert – oder es drohe die Pleite. Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer meint: GM wird nur schwer Staatshilfen bekommen (siehe Artikel unten). Gehen die Amerikaner leer aus, „werden sie Werke schließen“. Auch eine Insolvenz sei möglich.

Was fordern die Opel-Beschäftigten? Sie wollen vor allem mehr Eigenständigkeit für Opel. „Wir wollen kein Anhängsel sein, das von Detroit durchregiert wird“, sagte Betriebsratschef Klaus Franz. Auch die meisten seiner Kollegen sehen das so. Auf ihren Mützen hatten viele von ihnen die Parole geklebt: „Freiheit für die Sklaven von GM“. aja

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