Aufbruchstimmung? DGB wählt neuen Vorsitzenden
Berlin - Hoffmann war als Gewerkschafter bislang vor allem auf europäischer Ebene in Brüssel aktiv. Er soll dem bisherigen DGB-Chef Michael Sommer (62) folgen, der nach zwölfjähriger Amtszeit nicht mehr kandidiert.
Bundespräsident Joachim Gauck hatte den DGB-Bundeskongress am Sonntag eröffnet. Bei ihren sechstägigen Beratungen wollen die 400 Delegierten aus acht DGB-Einzelgewerkschaften den politischen Kurs ihrer Dachorganisation für die kommenden vier Jahre abstimmen. Spitzenpolitiker aller im Bundestag vertretenen Parteien haben sich für die kommenden Tage als Gastredner angesagt. Das Treffen in Berlin steht unter dem Motto "Arbeit. Gerechtigkeit. Solidarität."
Gauck bezeichnete die Gewerkschaften als unverzichtbar für Demokratie und Soziale Marktwirtschaft. Ihr beharrliches Eintreten für Arbeitnehmerrechte, Mitbestimmung, Tarifautonomie und Sozialpartnerschaft seien wesentliche Stärken des erfolgreichen deutschen Wirtschaftsmodells. Die in Deutschland übliche "Kompromisskultur" von Gewerkschaften und Arbeitgebern sei mühsam errungen worden und müsse auch immer wieder neu justiert werden.
Der scheidende DGB-Chef Sommer sagte in seiner Eröffnungsansprache, ohne das massive Drängen der Gewerkschaften stünden der Mindestlohn und die Rente mit 63 nicht auf der Tagesordnung der großen Koalition. "Wenn der Gesetzgeber die Tarifautonomie allerdings umfassend stärken will, gehört dazu zum Beispiel auch, dem Missbrauch von Leiharbeit und Werkverträgen ein Ende zu bereiten." Die Gewerkschaften hätten hier "noch dicke Bretter zu bohren".