Aufarbeitung des Terror-Versuchs: Obama kocht vor Wut

Erst wollte er sein Volk beruhigen, dann schwieg er. Doch die Fragen, warum das Kontrollsystem bei dem gescheiterten Flugzeuganschlag versagte, wurden lauter. Jetzt rastet der Präsident aus
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Barack Obama
dpa Barack Obama

Erst wollte er sein Volk beruhigen, dann schwieg er. Doch die Fragen, warum das Kontrollsystem bei dem gescheiterten Flugzeuganschlag versagte, wurden lauter. Jetzt rastet der Präsident aus

HONOLULU Diesen Silvesteranschiss vom Präsidenten werden Barack Obamas Mitarbeiter nicht so schnell vergessen: Mit einem öffentlichen Wutausbruch rechnete Obama jetzt mit Versäumnissen der eigenen Regierung beim gescheiterten Attentat auf den Flug nach Detroit ab. Die Sätze des Präsidenten waren kurz, heftig und vernichtend: „Potenziell katastrophale Fehler“ müssten sich die Sicherheitsbehörden anlasten lassen und „nicht hinzunehmende Mängel im System“ – Obama ließ in seiner Attacke keine Gelegenheit zur Kritik aus.

Das allerdings war aus Sicht vieler Landsleute wohl auch nötig. Denn in den USA waren nach der Beinahe-Katastrophe schon extrem unangenehme Vergleiche für den Präsidenten laut geworden. Obamas Satz „das System funktioniert“ und sein anschließendes Schweigen am Urlaubsort Hawaii hatten viele an das PR-Desaster seines Vorgängers George W. Bush beim zerstörerischen Hurrikan „Katrina“ von 2005 erinnert: Während New Orleans im Chaos versank und die Toten durchs Wasser trieben, lobte Bush damals die angeblich so herausragenden Leistungen der eigenen Katastrophenschützer.

Bohrende Fragen der US-Institutionen

Ähnlich allein gelassen fühlten sich die Amerikaner in den Tagen nach dem versuchten Weihnachtsanschlag. Zwar versuchten Obamas Leute die Kritik der Opposition zu entkräften: Der Präsident habe als ruhender Pol agieren und nicht zur Panik beitragen wollen.

Doch dieser Schuss ging nach hinten los: Zu bohrend sind die Fragen an US-Institutionen: Warum wurden die Warnungen des Vaters des Attentäters Umar Faruk Abdulmutallab vom Geheimdienst CIA missachtet? Wieso konnte er sein Touristenvisum so lange behalten? Warum schöpfte niemand Verdacht, als er sein Ticket bar bezahlte und ohne Gepäck eincheckte? Und wie kann es eigentlich sein, dass ein Mann als terrorverdächtig gilt und trotzdem nicht auf der „No-Fly“-Liste landet, auf der die USA Menschen führen, denen ein Flug zu verweigern ist?

Doch nicht nur in Amerika laufen die Debatten heiß: In Deutschland geht unterdessen die Diskussion um die sogenannten Nacktscanner heftig weiter. Während Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sich grundsätzlich für die Überprüfungsgeräte einsetzte, wenn die Persönlichkeitsrechte der Fluggäste nicht verletzt werden, zeigte sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) skeptisch: Er wandte sich gegen die „typisch deutschen Diskussionen“, die nach einigen Tagen der Aufregung keine wirklichen Folgen hätten. Mit einem radikalen Vorschlag kam inzwischen der Reiseunternehmer Vural Öger: Handgepäck solle völlig verboten werden.

mue

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