Auf Friedensmission: Kärntens Dörfler in Bayern

Napfkuchen gibt’s und stapelweise bunte Tourismus-Prospekte mit Schleifchen drum – die Imagekampagne ist perfekt vorbereitet. Zum „Versöhnungsbesuch“ ist Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler nach München gekommen.
von  Abendzeitung
Zwischen Rechtfertigung und Schuldvorwürfen: Gehard Dörfler
Zwischen Rechtfertigung und Schuldvorwürfen: Gehard Dörfler © dpa

MÜNCHEN - Napfkuchen gibt’s und stapelweise bunte Tourismus-Prospekte mit Schleifchen drum – die Imagekampagne ist perfekt vorbereitet. Zum „Versöhnungsbesuch“ ist Kärntens Landeshauptmann Gerhard Dörfler nach München gekommen.

Nach dem Verkauf der Kärntner Hypo Group Alpe Adria an die BayernLB will Gerhard Dörfler das Bild seines Landes zurechtrücken. Kärnten hatte beim Hypo-Verkauf dicken Reibach gemacht, der damalige Landeshauptmann Jörg Haider hatte davon haufenweise Wohltaten für seine Bürger finanziert. Die HGAA brockte der BayernLB aber einen Milliardenverlust ein, 2009 musste sie die Tochter an Österreich verkaufen. "Machen Sie Urlaub in Kärnten, Ihr Geld ist schon da", witzelten die Landtags-Grünen.

Kärntner Unternehmer, die auch in Bayern Geschäfte machen, hätten ihm zu dem Besuch in München geraten, sagt Dörfler. Sein Pressestab hatte ihm eine dicke Werbe-Mappe vorbereitet, Überschrift: „Position Kärntens im internationalen Vergleich“. Doch der Termin wird zu einer seltsamen Mischung aus Rechtfertigung und Schuldzuweisungen.

Dörflers eigenwillige Versöhnungsbotschaft: Schuld an allem sind die Bayern. „Wir haben niemanden über den Tisch gezogen“, verteidigt er sich. Im Gegenteil: Bayern habe massiv um die HGAA geworben – „mit Vehemenz und Leidenschaft, wie ein Bräutigam um eine Braut“. Der Verkauf sei von Stoiber politisch gewollt gewesen. Bayern habe auf einen frühen Vertragsabschluss gedrängt. Es sei bekannt gewesen, dass es „gewisse Risiken“ gab: „Es hat ja nicht ein Würschtelstand den Wert der Bank ermittelt.“

Mehrfach betont er, dass seit 2007 die BayernLB die Geschäfte der Hypo geführt habe – und zwar schlecht: „Man hat den Markt nicht verstanden.“ Klingt nach einem schweren Zerwürfnis zwischen Bayern und Kärnten. „Das Klima ist angeschlagen“, räumt Michael Love, österreichischer Handelsdelegierter in Bayern, ein.

Mit Fahrenschon per Du

„Es gibt keine Störungen“, sagt Dörfler. „Wir haben nur eine Erbschaft angetreten. Ich bin mit Finanzminister Fahrenschon per Du.“ Aber auch auf Jörg Haider will Dörfler nichts kommen lassen. Die fünf Millionen Euro, die die Hypo für den Fußballverein SK Austria Kärnten gezahlt habe, seien „ganz normales Sponsoring“. Dass die BayernLB-Tochter DKB offenbar zwei Millionen davon übernommen haben soll und die Staatsanwaltschaft wegen Bestechung ermittelt, dazu sagt Dörfler nichts: „Jörg Haider war mein Freund. Jetzt ist er tot und kann sich nicht wehren, wenn andere ihm etwas ins Grab nachwerfen wollen.“ Und das von dem Geld gebaute Stadion sei übrigens „das schönste in ganz Österreich“.A. Zoch

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