Auf den Spuren des Schummel-Barons

FDP-Spitzenfrau Silvana Koch-Mehrin schrieb auch ab. Kanzlerin und CSU machen Druck auf KT zu Guttenberg
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FDP-Spitzenfrau Silvana Koch-Mehrin schrieb auch ab. Kanzlerin und CSU machen Druck auf KT zu Guttenberg.

Berlin/München - Es war einer ihrer verhängnisvollsten Sätze: „Ich habe keinen wissenschaftlichen Assistenten berufen”, stärkte Bundeskanzlerin Angela Merkel ihrem damaligen
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg
in der Doktor-Titel-Affäre den Rücken. Sechs Wochen ist das her – für manche eine Ewigkeit. Inzwischen scheint Bundeskanzlerin Angela Merkel diesen Satz zu bereuen. Guttenbergs Taktieren mit der Uni Bayreuth strapaziert ihre Geduld. „Wir erinnern uns alle”, ließ sie ihren Sprecher Steffen Seibert erklären, „dass der Minister, als er noch Minister war, seine Unterstützung für die volle Aufklärung der Vorwürfe zugesagt hat. Die Bundeskanzlerin geht davon aus, dass das weiter gilt.”

Denn inzwischen droht eine weitere Plagiats-Affäre die schwarz-gelbe Koalition zu erschüttern. Silvana Koch-Mehrin (40), die liberale Überfliegerin, der Ambitionen auf den Vize-Parteichef bei der FDP nachgesagt werden, soll in ihrer Doktorarbeit auch abgeschrieben haben. Die Plagiatsjäger von „VroniPlag” haben inzwischen 15,4 Prozent als abgeschrieben identifiziert.
Benannt ist die Datenbank nach der Tochter von Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber, Veronica Saß. Fast die Hälfte ihrer Promotion wurde als Plagiat enttarnt. Die Uni Konstanz hat ein Verfahren gegen die Juristin eingeleitet. Die Stoibers schweigen.

Kein Wort kommt auch der FDP-Spitzenfrau Silvana Koch-Mehrin über die Lippen. Als ihr Leitmotiv nennt die mehrsprachige Europa-Politikerin gerne: „There is no such thing as a free lunch - es gibt nichts umsonst.” Aber beim Doktor-Titel probiert man’s offensichtlich doch.

Für die FDP, die neu durchstarten will, kann eine Plagiats-Affäre à la Guttenberg verheerend sein. Gerade jetzt vor ihrem Parteitag. Die Uni Heidelberg prüft mit Hochdruck. Die Staatsanwaltschaft hat Vorermittlungen eingeleitet. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, könnte die FDP-Senkrechtstarterin ein Schicksal ereilen wie Guttenberg.

In der CSU rücken sie von ihrem Hoffnungsträger immer mehr ab. CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt fordert den Freiherrn, der die Veröffentlichung des Berichts der Uni-Bayreuth verhindern will, auf, „an der Aufklärung mitzuwirken”. Ex-CSU-Chef Erwin Huber kritisiert KTs „juristische Finesse” und verlangte von ihm restlose Aufklärung.” Nur: Der Uni-Bayreuth wollen CSU und FDP nicht den Rücken stärken. Einen Antrag der Grünen lehnten sie gestern im Landtag ab. Hochschulausschuss-Chef Bernd Siebler (CSU) berief sich auf die Freiheit der Lehre: „Wir sind doch nicht die Oberrichter”.

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