Auch USA fordern Freilassung Mursis
Kairo/Washington/Berlin - Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Tausende vor einer Moschee im Stadtteil Nasr ausharrten, Slogans gegen das Militär riefen und eine Wiedereinsetzung Mursis in sein Amt forderten. Größere Zusammenstöße mit Gegnern der Islamisten gab es nicht. Unterdessen schloss sich die US-Regierung der deutschen Forderung nach einer Freilassung Mursis an.
Auf die Frage, wie man zu einer entsprechenden Äußerung von Außenminister Guido Westerwelle stehe, sagte US-Außenamtssprecherin Jen Psaki am Freitag in Washington: "Wir stimmen dem zu."
Westerwelle hatte nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin ein Ende der "aufenthaltsbeschränkenden Maßnahmen" gegen Mursi verlangt. Zudem müsse "unverzüglich" eine unabhängige internationale Organisation wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) Zugang zu Mursi bekommen.
Psaki ließ aber offen, wie man sich in Washington im Falle einer Freilassung Mursis weiter zu dem gewählten, aber vom Militär entmachteten Präsidenten verhalten werde. "Wie wir es schon häufiger gesagt haben, liegt es natürlich beim ägyptischen Volk, die eigene Zukunft und den Weg vorwärts zu bestimmen", sagte sie.
Der Islamist Mursi war am Mittwoch vergangener Woche nach wochenlangen und teils gewaltsamen Protesten gegen seine Regierung vom Militär abgesetzt und unter Arrest gestellt worden. Sein Aufenthaltsort ist weiterhin unklar. Auch mehrere Führer der Muslimbruderschaft, der auch Mursi vor seinem Amtsantritt als Präsident im vergangenen Jahr angehörte, wurden verhaftet, gegen andere Haftbefehle erlassen.
Die Muslimbruderschaft hatte am Freitag - dem ersten im Fastenmonat Ramadan - zum "Marsch der Millionen" gegen den "Militärputsch" aufgerufen. Zehntausende waren dem gefolgt. Die Bewegung kündigte an, solange auf die Straße zu gehen, bis ihre Forderungen erfüllt seien.
Aufgrund befürchteter Zusammenstöße mit Mursi-Gegnern errichtete die Armee an den Zufahrtstraßen zur Hauptstadt Kontrollpunkte. Bei Zusammenstößen zwischen Islamisten und Sicherheitskräften waren am vergangenen Montag mehr als 50 Menschen ums Leben gekommen.