Atomkraft im Aus
Wenn einem jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, dass in Baden-Württemberg wahrscheinlich ein Grüner zum Ministerpräsidenten gewählt wird – man hätte diesen Menschen für verrückt erklärt. Aber in Zeiten wie diesen, in denen Atomkraftwerke explodieren und Diktatoren stürzen, ist politisch alles möglich, jeder neue Tag bringt ein anderes kaum vorhersehbares Ereignis.
Jetzt also, bei den Wahlen in Württemberg und in Rheinland-Pfalz, hat es die Grünen dramatisch nach oben gespült und die Atomkraft in Deutschland ins Aus befördert. Niemand, der in diesem Land politische Verantwortung trägt, wird sich in Zukunft diesem Willen der Bürger entziehen können. Am Samstag gehen sie zu Hunderttausenden auf die Straße, am Sonntag geben sie jener Partei ihre Stimme, die schon immer glaubwürdig gegen Atomenergie war.
Dieses Votum als kurzfristige Panikreaktion zu denunzieren, ist unredlich. Die Menschen haben Angst vor Atomkraft – und wie die Katastrophe in Fukushima beweist, zu Recht. Politiker, die unbelehrbar an dieser Energieform festhalten, wählen sie ab. Deshalb hat es Stefan Mappus erwischt. Und deshalb wird auch Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Atom-Wackelkurs beenden müssen. Ob das ihr politisches Überleben sichert?
Sie steht vor einem Scherbenhaufen: Schwarz-Gelb ist geschwächt, nicht nur im Bundesrat. Die Konservativen in der CDU nehmen ihr die Atom-Kehrtwende übel. Und es wird wieder die Frage auftauchen, wofür Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Partei eigentlich steht.
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