Atomenergiebehörde nimmt Iran in die Pflicht
Im Atomstreit mit dem Iran wächst der Druck auf die Führung in Teheran. Der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Yukiya Amano, forderte am Donnerstag in Wien den Iran auf, unverzüglich zum Vorwurf eines geheimen Atomwaffenprogramms Stellung zu nehmen.
Wien/Tel Aviv - Zugleich herrschte unter westlichen Vertretern Optimismus, dass sich die 35 Mitglieder des Gouverneursrates auf eine Iran-Resolution einigen. Israel hatte vor Beginn des zweitägigen Treffens schärfere Sanktionen gefordert. Verteidigungsminister Ehud Barak drohte erneut mit einem Militärschlag gegen unterirdische Atomanlagen im Iran.
Hintergrund ist ein alarmierender Bericht mit Hinweisen, dass die Führung in Teheran zumindest bis 2010 an der Entwicklung von Atomwaffen gearbeitet hat. "Ich rufe den Iran zu einer unverzüglichen, substanziellen Zusammenarbeit mit der Behörde auf und bitte, die geforderten Erklärungen zu einer möglichen militärischen Dimension seines Atomprogramms zu liefern", sagte Amano in seiner Eröffnungsrede. Zugleich kündigte er an, ein hochrangiges Team in den Iran zu entsenden, um alle noch offenen Fragen zu klären.
Amano kritisierte auch Syrien, weil es Inspektoren der Atomenergiebehörde den Zugang zu verdächtigen Anlagen verweigert. Trotz aller Zusicherung, offene Fragen zu einem vermuteten Atomprogramm zu klären, hätten IAEA-Experten drei Anlagen nicht betreten dürfen, sagte Amano.
Die Vertreter der 35 Mitgliedsstaaten im Gouverneursrat, darunter auch Deutschland, stellen noch bis Freitag ihre Positionen zu dem Iran-Bericht vor. Medienvertreter dürfen an der Sitzung nicht teilnehmen. Ein Vertreter des Irans wird sich voraussichtlich erst am Freitag im Plenum äußern. Die Veto-Mächte im UN-Sicherheitsrat, Russland und China, haben bisher schärfere Strafmaßnahmen gegen den Iran abgelehnt.
Bereits vor Beginn der Sitzung hatte Israel für schärfere Strafmaßnahmen gegen den Iran geworben. "Wir müssen die politischen Führer der Welt davon überzeugen, dass (das iranische Atomprogramm) nicht nur gegen Israel gerichtet ist, sondern gegen die Grundfesten der Weltordnung", sagte Verteidigungsminister Barak dem israelischen Rundfunk. "Ich hoffe, dass wir jetzt härtere Sanktionen sehen werden, aber ich kann nicht sagen, dass ich sehr optimistisch bin."
Zu einem Militärschlag als letztem Ausweg sagte der 69-Jährige: "Man darf keine der Optionen vom Tisch nehmen." Israel dürfe nicht den Eindruck eines Landes erwecken, "das weinend und verängstigt dasitzt", sagte Barak. "Dies ist eine Herausforderung für die ganze Welt, weil es die ganze Welt bedroht."
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