Atom-Wende bei der CSU
Von der Atomenergie wollte die CSU nie lassen – nun lenkt die Partei überraschend ein.
Landshut - Das Atomkraftwerk Isar I/ Ohu bei Landshut gehört zu den umstrittensten in Deutschland. Dennoch hat die CSU das AKW stets als absolut sicher verteidigt. Nun kann es der Partei mit der Schließung nicht schnell genug gehen. Die Chronologie einer radikalen Kehrtwende.
26. April 1986: Nach der Katastrophe von Tschernobyl sagt Friedrich Zimmermann (CSU): „So etwas kann in deutschen Atomkraftwerken nicht passieren.” Franz Josef Strauß warnte sogar, wer nicht bereit sei, mit der Kernkraft zu leben, wolle Deutschland in ein „postindustrielles Armenhaus” verwandeln.
3.Februar 1987: Der bayrische Umweltminister Alfred Dick schleckt vor der Presse leicht verstrahltes Molkepulver ab und kommentiert dies mit „Des tut mir nix!
23. Juli 2009: Eine neue Studie bescheinigt dem 30 Jahre alten Kraftwerk Isar I ein „nicht vernachlässigbares Sicherheitsrisiko”. Eine Sprecherin von Bayerns Umweltminister Markus Söder (CSU) weist die Vorwürfe zurück: „In Isar I finden pro Jahr rund 1000 Prüfungen statt. Es gibt keine Sicherheitsmängel.”
28. Juli 2010: Ex-CSU-Chef Erwin Huber sagt bei einem Besuch des AKW bei Landshut: „Das Kernkraftwerk dürfte gar nicht betrieben werden, wenn es da Probleme gäbe. Isar I hat die modernste Schaltzentrale aller Kernkraftwerke in Deutschland.”
10. August 2010: Isar I bedarf nach einem Gutachten des TÜV steter Anpassungen, um den steigenden Sicherheitsanforderungen gerecht zu werden. Aus Söders Ministerium heißt es dazu: „Isar I erfüllt alle gesetzlichen Sicherheitsanforderungen. Das hat zuletzt im Juli eine Bewertung des TÜV ergeben.”
14. März 2011: Nach den Unfällen in Japan macht die CSU eine Rolle rückwärts. Laut Umweltminister Markus Söder soll Isar I ganz vom Netz gehen. Denn: „Es ist der einzige bayerische Reaktor, der gegen den Absturz eines großen Verkehrsflugzeuges nicht ausreichend gesichert ist.”
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