Atom-Müll: Wo Bayern strahlt

Der Bund Naturschutz listet auf, an welchen Standorten von Atomkraftwerken im Freistaat massenhaft radioaktiver Müll lagert
München - Deutschland sucht – eine Müllhalde. Genauer gesagt: Eine Endlagerstätte für radioaktive Abfälle und viele kleinere Standorte als Atommüll-Kippe für jetzt schon angefallenen Strahlenmüll. Im Juli hatten sich Bund und Länder auf ein sogenanntes „Standortauswahlgesetz“ geeinigt, nachdem bundesweit nach Endlager-Standorten gesucht werden soll. Damit ist nicht nur das niedersächsische Gorleben im Rennen, auch andere Stätten werden überprüft – innerhalb einer Generation soll eine Lösung gefunden werden, so die etwas schwammige Zeitvorgabe.
Das Problem: Schon jetzt fällt durch den Betrieb von Atomkraftwerken massenhaft strahlender Abfall an – derzeit sucht die Bundesregierung allein nach Standorten für 26 Behältern mit alten Brennelementen, die aus Großbritannien und Frankreich zurückgeschickt wurden. Wohin mit dem Müll? Diese Frage ist auch in Bayern ungeklärt – deswegen bleiben die strahlenden Abfälle da, wo sie anfallen, oder dort, wo sie zwischengelagert werden. Der Bund Naturschutz hat nun zusammen mit der „Bayern-Allianz für Atomausstieg und Klimaschutz“ diese Standorte im Freistaat aufgelistet – der „Atommüll-Sorgenbericht“:
AKW Ohu/Isar bei Landshut:
Von 1972 bis 2011 wurde von Isar1 im regulären Betrieb Strom produziert – etwa 1700 Brennstäbe wurden dafür benutzt. Diese liegen nun im Abklingbecken. Dieses befindet sich allerdings nicht wie der Reaktor in einer extra dicken und stabilen Hülle – dem sogenannten Containment – sondern außerhalb unter dem Dach. Das AKW Isar 2 soll noch bis 2022 laufen und gehört zu 75 Prozent EON und zu 25 Prozent den Stadtwerken München. Der Bund Naturschutz bemängelt, dass die Zwischenlager für den Atommüll nur eine Wandstärke von 85 Zentimetern und die Decken von 55 Zentimetern haben – das sei im Falle eines Fluzeugabsturzes nicht ausreichend. Und das Kraftwerk befinde sich immerhin in der Einflugschneise des Münchner Flughafens. Im März 1988 stürzte hier eine französische Mirage ab – der Kühlturm gilt unter Jet-Piloten als gute Wendemarke.
AKW Grundremmingen bei Günzburg:
Hier wird seit fast 30 Jahren Strom erzeugt – und das bleibt auch bis 2017 bzw. 2021 (Block C) so. Für die Restlaufzeit werden noch 2100Tonnen strahlender Abfall anfallen. Auch hier bemängeln die Naturschützer die Bauweise der Zwischenlager. AKW
Grafrheinfeld bei Schweinfurt:
Seit 1982 läuft das AKW, 2015 soll Schluss sein – bis dahin fallen noch rund 1000 Tonnen Müll an. Der Atommüll wird in der Nähe von Wohnhäusern bei Gochsheim auf die Schiene verladen. Auch hier wird die Bauweise der nötigen Zwischenlager moniert.
Atommüllager Mitterteich:
Seit 1987 werden hier im Landkreis Tirschenreuth (Oberpfalz) vom Freistaat, den Kommunen und der Wirtschaft radioaktive Stoffe behandelt. Das Zwischenlager liegt in einem Gewerbegebiet an der A93 in Nachbarschaft von McDonald’s, Raiffeisen, Hotels und Tankstellen. Über dem Gelände finden laut Bund Naturschutz regelmäßig Tief- und Transallflüge statt.