Atom-Gipfel: Mini-Schritte gegen nuklearen Terror

Den Haag wird zur Festung. Nächste Woche beraten 53 Staatschefs über die nukleare Sicherheit. Wie kann man einen atomaren Terroranschlag verhindern? Doch konkrete Schritte wird es beim Atom-Gipfel kaum geben.
von  dpa
Den Haag bereitet sich auf den Atom-Gipfel vor. Höchste Sicherheitsvorkehrungen, wenn ab 24. März 53 Staatschefs zusammentreffen.
Den Haag bereitet sich auf den Atom-Gipfel vor. Höchste Sicherheitsvorkehrungen, wenn ab 24. März 53 Staatschefs zusammentreffen. © dpa

Den Haag – Die Niederlande bereiten sich auf die größte Konferenz ihrer Geschichte vor: Beim Gipfel über Atomsicherheit am 24. und 25. März in Den Haag wird fast das gesamte Ballungsgebiet von Amsterdam bis Rotterdam zur Festung. 53 Staats und Regierungschefs werden erwartet, darunter US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Rund 13 000 Polizisten sollen im Einsatz sein. Der Luftraum wird rund um die Uhr von Kampfflugzeugen der niederländischen Luftwaffe bewacht, die Marine patrouilliert vor der Nordseeküste, Autobahnen werden für die freie Fahrt der Delegationen abgeriegelt.

Auch im Konferenzzentrum der beschaulichen Stadt an der Nordsee geht es dann um Sicherheit: den Atomterrorismus. Die 8000 Delegationsmitglieder sollen darüber beraten, wie atomwaffenfähiges Material vor dem Zugriff von Terroristen geschützt werden kann. Ziel ist, die Bestände zu verringern und sie optimal zu schützen.

Das sind Mini-Schritte auf dem Weg zu einer „atomwaffenfreien Welt“, die US-Präsident Obama 2009 in Prag erstmals als Vision formulierte. Er hatte damals zugleich die Initiative zur atomaren Sicherheit lanciert. Wie bei den ersten beiden Gipfeln – 2010 in Washington und 2012 in Seoul – wird es aber nicht um Kernwaffen und Atomkraftwerke gehen, sondern um atomwaffentaugliches Material, das etwa für Kernkraftwerke und medizinische Zwecke verwendet wird.

Terroristen würden nach Erkenntnissen von Geheimdiensten das hoch angereicherte Uran und radioaktive Plutonium gerne in die Finger bekommen. Das Risiko eines Terroranschlages mit einer Bombe ist zwar klein. „Eine Atombombe herzustellen ist sehr kompliziert“, räumte der Leiter der vorbereitenden internationalen Verhandlungen, Piet de Klerk, ein. „Aber wenn es geschieht, dann wäre das eine Katastrophe.“ Dazu kommt das Risiko einer „schmutzigen Bombe“, die strahlendes Material verbreitet.

Und die Bedrohung ist real. Mehr als 100 Mal im Jahr verschwinde irgendwo auf der Welt radioaktives Material, meldet die Internationalen Atomenergie Organisation (IAEA) in Wien. Das sind radioaktive Stoffe aus Krankenhäusern, aber auch ein paar Gramm hochangereichertes Uran. In den Niederlanden wurden mehrfach Reste nuklearer Stoffen in Containern aus Russland und der Türkei entdeckt.

Wenn auch alle Staaten die Risiken anerkennen, ist es äußerst problematisch, zu verbindlichen Absprachen zu kommen. Gerade bei diesem sehr heiklen Thema lässt sich keiner gerne in die Karten schauen. Außerdem wollen viele Länder weiterhin die nuklearen und radioaktiven Stoffe etwa für die Erzeugung von Energie nutzen.

Ein großes Problem dieses Gipfels ist der Teilnehmerkreis. Der Iran und Nordkorea, die umstrittene Atomprogramme laufen haben, wurden nicht eingeladen. Umweltschutzorganisationen und Friedensgruppen kritisieren zudem, dass die Quellen der größten Gefahr gar nicht erst auf der Tagesordnung stehen: Kernwaffen und Atomkraftwerke. Dazu, so sagt De Klerk, „gibt es andere Plattformen“.

Selbst mit diesen Einschränkungen wird es in Den Haag keine verbindlichen Absprachen geben. Die Niederlande sind jedoch zuversichtlich, dass es eine starke Schlusserklärung geben wird.

Die bisherigen Atom-Gipfel hätten viel erreicht, sagt der Niederländer de Klerk. Die Zahl der Länder, die mehr als ein Kilogramm atomwaffenfähiges Material besitzen, sei von 25 auf 18 gesunken. Außerdem täten die Staaten viel mehr für die Sicherheit.

Zum großen Bedauern des Gastlandes kann der Atom-Gipfel nicht mit einer greifbaren Erfolgsbotschaft starten. Ein bereits 2005 verabschiedeter Vertrag der IAEA über strikte Sicherheitsregeln für radioaktives Material trat noch immer nicht in Kraft, weil ihn nicht genügend Länder ratifiziert haben – darunter auch der Initiator dieses Den Haager Gipfels, die USA.

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