Assanges Helfer: Der freche Angriff der Wikikinder

Ein erst 16-jähriger Niederländer soll bei den Attacken auf den Server von Mastercard mitgeholfen haben – jetzt sitzt er in Haft. Der Vorwurf: Computer-Sabotage.
von  Abendzeitung
Nach der Verhaftung von Julian Assange hatten Internet-Aktivisten in den vergangenen Tagen Websites von Unternehmen lahmgelegt
Nach der Verhaftung von Julian Assange hatten Internet-Aktivisten in den vergangenen Tagen Websites von Unternehmen lahmgelegt © dpa

DEN HAAG/WASHINGTON - Ein erst 16-jähriger Niederländer soll bei den Attacken auf den Server von Mastercard mitgeholfen haben – jetzt sitzt er in Haft. Der Vorwurf: Computer-Sabotage.

Es ist der Aufstand des Netzes – und die Revolte aus den Kinderzimmern: Die Racheaktionen der Netzgemeinde für die unter Druck geratene Enthüllungs- Plattform Wikileaks geht offenbar maßgeblich vom Nachwuchs aus. Am Freitag nahmen die Niederlande einen erst 16 Jahre alten Junior-Hacker fest. Er steht unter Verdacht, an den Online-Attacken auf die Finanzriesen Mastercard, Visa und Paypal beteiligt gewesen zu sein. Mit weiteren Festnahmen wird gerechnet.

Es ist offenbar im wahrsten Sinn des Wortes kinderleicht: Um an einer Attacke auf eine Webseite teilzunehmen, genügen ein paar Mausklicks. Und schon nimmt man an einer Web-Lawine teil, die selbst sicherheitsfixierte Kreditkartenfirmen in die Knie zwingen kann – wie in dieser Woche geschehen. „Script-Kiddies“ heißen die Wiki-Junioren im Webslang, weil sie Skripte einfach nur benutzen, die andere programmiert haben.

Doch Experten warnen schon: Solche Cyberangriffe sind kein Kinderspiel, sondern strafbar. Computer-Sabotage ist ein Tatbestand im Strafgesetzbuch und kann mit Geld oder Freiheitsstrafe ab drei und in schweren Fällen bis zu zehn Jahren geahndet werden. Die Szene lässt sich davon nicht schrecken. Ausgerechnet die holländische Staatsanwaltschaft wurde nach der Festnahme selbst Ziel einer Online-Attacke.

Derweil entsteht im echten Leben schon ein neuer Wiki- Look: Ein Kieler Onlineshop verkauft mit großem Erfolg Shirts, auf denen Wikileaks- Gründer Julian Assange in Revolutionärspose zu sehen ist – eine Unterstützungsaktion, versichert Geschäftsführer Philipp Stern. Fünf Euro pro Artikel gehen als Spende an Wikileaks. Auf einem der Shirts ist einfach nur die Zahlenkombination 88.80.13.160 zu sehen – sie ermöglicht im Web auch dann einen Zugang zu den Wikileaks- Dateien, wenn die eigentliche Original-Seite gesperrt ist.

Unklar ist, ob Assange selbst derzeit Wikileaks in der Londoner Untersuchungshaft aufrufen kann. Zwar bekam er, nachdem er sich zuvor beschwert hatte, in seine Zelle einen Computer. Der aber verfügt nur über einen eingeschränkten Internetzugang. Sicher ist sicher.

mue

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