Assad reagiert auf Rücktrittsforderung mit Gewalt
Die westlichen Staaten protestieren, aber die blutige Unterdrückung der Proteste in Syrien geht weiter. Damaskus sieht sich nicht isoliert, solange es auf Moskau und Peking bauen kann. Doch das Regime fühlt sich selbst in Damaskus nicht mehr sicher vor Unruhen.
Damaskus/Istanbul - Die syrische Führung zeigt sich wenig beeindruckt von den Forderung westlicher Staaten nach einem Rücktritt von Präsident Baschar al-Assad. Am Freitag töteten Soldaten und Milizionäre nach Angaben von Aktivisten mindestens 17 Menschen, als Demonstranten in mehreren Städten und Dörfern gegen das Regime protestierten.
In Al-Hawla bei Homs seien vier weitere Leichen von Angehörigen der Protestbewegung gefunden worden, die vermutlich in den letzten Tagen getötet worden seien, hieß es. Die Demonstrationen standen diesmal unter dem Motto "Vorboten des Sieges".
Unter den Getöteten sollen mehrere Jugendliche sein. Die meisten Todesopfer gab es nach Informationen von Aktivisten in der Provinz Daraa. Dort sollen sich angeblich auch einige Soldaten den Demonstranten angeschlossen habe.
Auch in der Hauptstadt Damaskus, wo es bislang weniger Proteste als in anderen Landesteilen gegeben hat, waren die Sicherheitskräfte am Freitag in Alarmbereitschaft. In einigen Vierteln standen sie nach Angaben von Augenzeugen mit Knüppeln vor den Moscheen.
Der syrische Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York, Baschar al-Dschafari, erklärte in der Nacht zum Freitag, Russland und China stünden nach wie vor auf der Seite Syriens. Auch die anderen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates sollten mit Regierungen zusammenarbeiten und nicht mit "der Straße", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Sana den Diplomaten.
Assad und seine Regierung nahmen zu der Rücktrittsforderung der USA und der Europäer bislang nicht Stellung. Die USA, Deutschland, Großbritannien und Frankreich hatten wegen der exzessiven Gewalt gegen Demonstranten am Donnerstag erklärt, Assad solle abtreten, um den Weg freizumachen für eine demokratische Zukunft Syriens.
Am Donnerstag waren nach unbestätigten Angaben von Oppositionellen in den Provinzen Homs, Latakia und Damaskus-Land fünf Menschen getötet worden. Einer von ihnen sei zu Tode gefoltert worden, hieß es. An mehreren Orten kam es in der Nacht zu Protestaktionen gegen das Regime.
Oppositionelle publizierten im Internet ein Video, das zeigt, wie mutmaßliche Regimegegner aus der Stadt Hama nach ihrer Festnahme verhöhnt und mit Schlägen dazu gezwungen werden, "Gott, Syrien, Baschar und sonst nichts" zu rufen. Das Video wurde den Angaben zufolge bereits vor einigen Wochen aufgenommen. Al-Dschafari erklärte derweil, die USA und die Europäer sollten ihre Informationen nicht von YouTube und anderen Internet-Plattformen beziehen, sondern von der Regierung in Damaskus. Bislang verhindert die Regierung allerdings eine unabhängige Berichterstattung über die Proteste.