Assad: Mit Panzern gegen verschanzte Deserteure

Mit rund 250 Panzern haben syrische Truppen nach Angaben von Oppositionellen die schwer umkämpfte Ortschaft Al-Rastan gestürmt und "fast vollständig zerstört".
dpa |
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Damaskus - "Die Stadt ist fast vollständig durch den Beschuss zerstört", berichteten Gegner des Regimes von Präsident Baschar al-Assad im benachbarten Libanon. Mindestens 15 Deserteure seien in den Kämpfen ums Leben gekommen, mehr als 80 verwundet worden. Das Blutvergießen schweißt unterdessen die traditionell zerstrittenen Oppositionsgruppen des Landes mehr und mehr zusammen.

Das staatliche Fernsehen erklärte die Militäroperation gegen Al-Rastan derweil für beendet. "Die Soldaten durchsuchen jetzt (die Stadt) nach bewaffneten Banden und Terroristen, um diese festzunehmen", meldete das Fernsehen. Nach Darstellung der Opposition haben sich in Al-Rastan etwa 2000 Deserteure verschanzt.

Auch in anderen Landesteilen gab es nach Angaben von Oppositionellen wieder Tote. Einen Menschen hätten die Sicherheitskräfte am Samstag in der Gegend von Talbisa in der Provinz Homs erschossen. Vier Leute seien in Qadam unweit der Hauptstadt Damaskus getötet worden.

In den vergangenen Tagen hatten sich Berichte über steigende Zahlen von fahnenflüchtigen Soldaten und auch Offizieren der syrischen Armee gehäuft, die sich weigern, auf Anordnung des Regimes auf das eigene Volk zu schießen.

Die syrische Opposition glaubt, dass seit Beginn der Proteste gegen das Regime im März bereits mehr als 3000 Menschen getötet wurden. 90 Menschen sollen angeblich zu Tode gefoltert worden sein. Einige dieser Fälle wurden mit Fotos dokumentiert. Eine Überprüfung dieser Informationen ist jedoch wegen der Medienblockade in Syrien oft nicht möglich.

Am Samstag trafen sich in Istanbul Vertreter von mehr als 70 Gruppierungen, um über eine Erweiterung des Mitte September gebildeten Übergangsrates zu verhandeln. "Wir befinden uns jetzt in einer kritischen Phase, das haben jetzt alle verstanden", sagte ein Mitglied des Rates der Nachrichtenagentur dpa.

Es sei jedoch nicht einfach, einen Konsens zu finden, "weil jetzt wirklich erstmals alle Gruppierungen vertreten sind". Auch die Muslimbruderschaft sei bereit, sich dem Rat anzuschließen, hieß es aus Teilnehmerkreisen. Die Ergebnisse der Verhandlungen sollen spätestens am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Gemeinsames Ziel aller Oppositionellen ist der Sturz des Regimes von Präsident Assad. Uneinigkeit gab es in den vergangenen Wochen jedoch über die Frage, welche Form von ausländischer Unterstützung den Revolutionären helfen könnte und ob sie angesichts der Militäroperationen gegen Demonstranten zu den Waffen greifen sollten.

Menschenrechtler riefen die syrische Führung auf, einen von den Sicherheitskräften gefolterten Studenten freizulassen. Er habe Verletzungen am Kopf und schwebe in Lebensgefahr, teilte die in London ansässige Organisation Syrischer Menschenrechtsbeobachter am Samstag mit.

Der 23-jährige Anas al-Schoghri (23) sei am 14. Mai in der Stadt Banias festgenommen worden. Ein Bruder des jungen Mannes habe nun erfahren, dass er vor einigen Tagen in ein Gebäude des Geheimdienstes (Abteilung Innere Sicherheit) in Damaskus verlegt worden sei. Dort habe man ihn schwer gefoltert. Die Organisation erklärte, der Student sei der erste Demonstrant in Banias gewesen, der "die Angst (vor dem Regime) überwunden hatte".

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