Armee-Offensive in Syriens Norden – Annan trifft erneut Assad
Ungeachtet aller Krisendiplomatie setzt Assad auf eine militärische Lösung. In Idlib stürmten Soldaten auf der Suche nach Rebellen mehrere Gebiete. Der UN-Gesandte Annan will Assad umstimmen.
Kairo – Vor einem erneuten Treffen des Syrien-Sondergesandten Kofi Annan mit Präsident Baschar al-Assad haben syrische Regierungstruppen ihre Offensive in der Protesthochburg Idlib ausgeweitet. Soldaten durchkämmten am Sonntagmorgen nach Angaben von Aktivisten erneut mehrere Gebiete in der Provinz auf der Suche nach Rebellen. Annan sollte im Laufe des Tages zu einer zweiten Verhandlungsrunde mit Assad zusammenkommen.
Oberstes Ziel seiner Mission ist ein Ende der seit einem Jahr andauernden Gewalt. Am Vortag hatte es nahe der Grenze zur Türkei bereits heftige Gefechte der syrischen Armee mit Deserteuren gegeben; Oppositionelle meldeten aus Idlib mehr als 60 Tote in ihren Reihen. Wegen der Medienblockade können Berichte aus Syrien von unabhängiger Seite nur schwer überprüft werden. Annan hatte sich bei einem ersten Gespräch mit Assad am Samstag für ein Ende des Blutvergießens eingesetzt und einen Dialog zwischen Regime und der Opposition vorgeschlagen.
Assad hielt dagegen, dass ein politischer Dialog oder ein politischer Prozess nicht erfolgreich sein könne, solange es bewaffnete terroristische Gruppen gebe, die daran arbeiteten, Chaos zu verbreiten und das Land zu destabilisieren. Das syrische Regime bezeichnet die Opposition als Terroristen. Annan wollte im Auftrag der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga am Sonntag erneut mit Assad verhandeln. Bei einem Treffen mit Repräsentanten der lokalen Opposition hätten sich beide Seiten für eine Lösung ohne ausländische Intervention und die Bewaffnung des Aufstands ausgesprochen, erfuhr die Nachrichtenagentur dpa von Teilnehmern der Gespräche.
Doch weite Teile der Opposition – vor allem deren Vertreter im Exil – lehnen einen Dialog mit der syrischen Führung klar ab. Seit Beginn des Aufstands gegen Assad Mitte März letzten Jahres wurden nach UN-Schätzungen mehr als 7500 Menschen getötet.
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