Anwalt: Karadzic-Auslieferung nicht vor Mittwoch

Belgrad (dpa) - Der wegen Kriegsverbrechen angeklagte frühere bosnische Serbenführer Radovan Karadzic wird nach Angaben seines Anwalts nicht vor Mittwoch an das UN-Tribunal in Den Haag überstellt.
Er rechne mit der Auslieferung am Mittwoch oder Donnerstag, sagte Anwalt Svetozar Vujacic am Montag vor Journalisten in Belgrad. Karadzic wartet derweil in einer Belgrader Gefängniszelle auf die Entscheidung der serbischen Behörden.
Eine Sprecherin des zuständigen Gerichts sagte am Montag, dass bis zum Nachmittag kein Einspruch gegen die Karadzic-Überstellung eingegangen sei, wie das Staatsfernsehen RTS berichtete. Vujacic teilte mit, das Schreiben sei am vergangenen Freitag fristgemäß per Post an das Gericht abgeschickt worden. «Vielleicht kommt die Post aus der Ferne», sagte er unter Anspielung darauf, dass er das Eintreffen seines Einspruches bei Gericht so lange wie möglich hinauszögern wollte. Einer Auslieferung muss - außer dem Gericht - auch das Justizministerium zustimmen. Dies gilt als Formsache.
Unterdessen hat der Sicherheitsausschuss des serbischen Parlaments über die Umstände der Karadzic-Festnahme beraten. Die Sicherheitskräfte hätten im Rahmen der Gesetze gehandelt, hieß es in der mehrheitlich gefassten Einschätzung des Ausschusses. Nationalistische Abgeordnete hatten zuvor die Behörden beschuldigt, Karadzic am 18. Juli «illegal und gesetzwidrig» verschleppt und drei Tage lang - bis zur Übergabe an die Justiz - der Freiheit beraubt zu haben. Nach offizieller Darstellung war er am 21. Juli in einem Belgrader Vorort verhaftet worden.
Die serbische nationalistische Opposition und extremistische Verbände haben für Dienstagabend in Belgrad zu einem Massenprotest gegen die Festnahme des «Helden» Karadzic und das «diktatorische Regime» des demokratischen Präsidenten Boris Tadic aufgerufen.