Anschlag in Pakistan trifft auch Deutsche
ISLAMABAD - Es sei der 11. September seines Landes, sagt der Justizminister. Mehr als 50 Menschen starben, als ein Hotel nach einer Detonation in Flammen aufging. Einige Deutsche wurden verletzt, womöglich gibt es auch ein deutsches Todesopfer.
Ein Wachmann war Augenzeuge der verheerenden Explosion: „Ein Lastwagen fing plötzlich Feuer und dann explodierte er.“ 1000 Kilogramm Sprengstoff sollen es gewesen sein und die Detonation war gewaltig. Sie riss ein zehn Meter tiefes Loch in den Boden vor dem Marriott-Hotel im pakistanischen Islamabad.
In der vor allem von Ausländern besuchten Luxus-Herberge brach ein Großbrand aus, der das Gebäude fast vollständig zerstörte. Mindestens 53 Menschen starben, darunter möglicherweise auch ein Deutscher. Getötet wurden auch der tschechische Botschafter in Pakistan und ein US-Bürger. Es gab 250 Verletzte, sieben davon Deutsche.
Rettungskräfte konnten erst am Sonntagmorgen mit der Suche nach weiteren Opfern in den Trümmern des ausgebrannten sechsstöckigen Hotels beginnen. Der Attentäter hatte seinen Lieferwagen am Samstagabend an einer Sicherheitsschleuse rund 30 Meter vor dem Hoteleingang zur Explosion gebracht.
Viele Familien saßen beim Essen
Zu der Zeit befanden sich Hunderte von Menschen in dem Gebäude, viele Familien saßen im Restaurant beim abendlichen Fastenbrechen während des Ramadans. Durch die Wucht der Detonation stürzte die Fassade des Hotels und die Decke im Speisesaal ein. Zerstörte Gasleitungen lösten ein Flammeninferno aus, das die ganze Nacht über loderte.
Der Anschlag war einer der schwersten in der Geschichte Pakistans. Präsident Asif Ali Zardari kündigte einen entschlossenen Kampf gegen den Terror an. „Das ist eine Bedrohung, ein Krebsgeschwür in Pakistan, das wir ausrotten werden“, erklärte der Staatschef, dessen Frau Benazir Bhutto im Dezember nach einer Wahlkampfkundgebung ermordet wurde.
Justizminister Farooq Naek verglich den Anschlag auf das Hotel mit dem 11. September in den USA. Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Es habe aber Geheimdienstinformationen gegeben, dass Extremisten etwas zur Antrittsrede Zardaris vor dem Parlament am Samstag planten, sagte Malik. Die Sicherheitsvorkehrungen seien deshalb verschärft worden.
Der schwere Anschlag auf das Marriott-Hotel in Islamabad ist nach Einschätzung von Experten eine deutliche Warnung an die neue pakistanische Regierung: Entweder sie beendet ihre Zusammenarbeit mit den USA im Kampf gegen den Terrorismus, oder sie muss den – von Extremisten festgesetzten – Preis für ihre Kooperation zahlen, nämlich weitere Bluttaten im eigenen Land.
US-Operationen in der Kritik
Mit Militäreinsätzen im pakistanisch- afghanischen Grenzgebiet hat die US-Regierung in Pakistan tiefe Verärgerung hervorgerufen. Präsident Asif Ali Zardari kritisierte wenige Stunden vor dem Anschlag am Samstag eine Verletzung der Souveränität im Namen des Anti-Terror-Kampfes. Übergriffe anderer Staaten auf die territoriale Integrität Pakistans würden nicht toleriert, sagte Zardari in seiner Antrittsrede vor dem Parlament – mit Blick auf die amerikanischen Militäreinsätze. Die Regierung sei zerrissen zwischen den Forderungen Washingtons, stärker gegen Extremisten vorzugehen, und denen von Al Kaida, alle Verbindungen zu den USA zu kappen, sagt Williams. Letzteres will aber US-Präsident George W. Bush verhindern.
In einer Stellungnahme zu dem Anschlag sagte er Islamabadweiter seine Unterstützung zu. Die Bluttat sei Teil eines Angriffes auf das pakistanische Volk und zeige, welche Gefahren Pakistan, die USA und alle, die gegen den gewalttätigen Extremismus kämpften, weiter ausgesetzt seien.