Annette Schavan: Auf Guttenbergs Spuren

Wegen Plagiatsvorwürfen wird der Druck auf die CDU-Bildungsministerin immer stärker
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Berlin Bei den Plagiatsvorwürfen gegen Karl-Theodor von Guttenberg hatte sie noch ganz schön ausgeteilt. Bundesbildungsministerin Annette Schavan hatte wegen der Plagiatsvorwürfe gegen den später zurückgetretenenen CSU-Verteidigungsminister gesagt, sie schäme sich als Wissenschaftlerin „nicht nur heimlich“. Jetzt ist Annette Schavan (CDU) selbst ins Zwielicht geraten.

Der Promotionsausschuss der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Universität hat in der Doktorarbeit der Politikerin auf einem Sechstel der Seiten Mängel gefunden (AZ berichtete). Die abschließende Empfehlung der Uni steht noch aus, Schavan hat den Vorwurf einer bewussten Täuschung aber zurückgewiesen. Am meisten wurmt es Schavan, dass Einzelheiten des Gutachtens in der Öffentlichkeit bekannt wurden, bevor sie von ihnen erfahren habe: „Es ist ein bemerkenswerter Vorgang, dass ein vertrauliches Gutachten eines Hochschullehrers der Presse vorliegt, bevor die Betroffene von der Existenz des Gutachtens weiß.“

Laut „Spiegel“ und „SZ“ hat der Gutachter Stefan Rohrbacher in Schavans 30 Jahre alter Promotionsarbeit „Person und Gewissen“ – sie bekam dafür die Note Note „magna cum laude („mit großem Lob“) – auf 60 von 351 Seiten Mängel gefunden und ihr eine „leitende Täuschungsabsicht“ unterstellt. Die Arbeit trage das „charakteristische Bild einer plagiierenden Vorgehensweise“. Ob die Politikerin deswegen ihren akademischen Titel verliert, ist aber noch offen. Die offizielle Empfehlung des Promotionsausschusses, auf deren Grundlage die Uni entscheidet, steht noch aus.

Schavan wies den Täuschungsvorwurf in mehreren Interviews zurück. „Ich habe zu keinem Zeitpunkt bei der Arbeit an meiner Dissertation versucht zu täuschen“, sagte sie der „Rheinischen Post“. „Sobald mir der Promotionsausschuss Gelegenheit dazu gibt, werde ich zu den Vorwürfen Stellung nehmen.“ Ihr Sprecher sagte, die Ministerin warte damit noch ab, „weil sie aus Respekt vor der Unabhängigkeit der Wissenschaft dieses Verfahren respektiert“. Bundeskanzlerin Angela Merkel stärkte ihrer Ministerin den Rücken, machte aber deutlich, dass nur die Universität Düsseldorf die Doktorarbeit Shavans beurteilen könne.

NRW-Bildungsministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) sagte, ohne Widerlegung der Vorwürfe könne Schavan ihr Amt nicht mehr glaubwürdig ausüben. Grünen-Chef Cem Özdemir betonte hingegen: „Es gilt die Unschuldsvermutung.“ SPD-Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann sagte, sie müsse sich an ihren Maßstäben im Fall Karl-Theodor zu Guttenberg messen lassen.

 

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