Annan hält Kenias Probleme für lösbar
In Kenia haben Präsident Kibaki und Oppositionsführer Odinga über eine Lösung des Konflikts beraten. Ex-Uno-Generalsekretär Annan sieht Chancen für eine Versöhnung, obwohl es erneut Ausschreitungen gab.
Inmitten einer neuen Welle der Gewalt nach der Ermordung eines Oppositionspolitikers hat in Kenia die möglicherweise entscheidende Vermittlungsrunde begonnen. Zum Auftakt eines Dialogs zwischen den Konfliktparteien sagte der frühere Uno-Generalsekretär Kofi Annan am Dienstag, die Unruhen könnten innerhalb von vier Wochen eingedämmt werden. Für die Lösung der längerfristigen Probleme rechne er aber mit einem Zeitraum von bis zu einem Jahr. Beide Kontrahenten riefen zu nationaler Versöhnung auf und verurteilten die ethnische Gewalt.
In einer vom Fernsehen übertragenen Rede warnte Annan vor den schweren Konsequenzen, die die wochenlangen Gewaltexzesse für das Land habe. Felder lägen brach, der soziale Zusammenhalt sei gefährdet. «Die Parteien sind bereit für die Gespräche», sagte Annan, der die Dringlichkeit einer friedlichen Lösung betonte. An die Kontrahenten gewandt mahnte er: «Die Menschen brauchen Sie, sie wollen, dass Sie Ihr Möglichstes tun, um die Talfahrt ins Chaos aufzuhalten. In diesem schönen und reichen Land droht Anarchie.»
«Ich will Präsident aller Kenianer werden
In Kenia tobt seit dem umstrittenen Sieg von Amtsinhaber Mwai Kibaki bei der Präsidentenwahl im Dezember ein blutiger Machtkampf. Oppositionsführer Raila Odinga wirft Präsident Kibaki Wahlfälschung vor. Odinga betonte am Dienstag: «Ich will Präsident aller Kenianer werden. Ihr Tod und ihr Leiden erschrecken mich. Ich werde nichts unversucht lassen, damit die Vermittlungsanstrengungen Annans Erfolg haben.». Kibaki sagte, er begrüße, dass bei den Vermittlungen nicht nur Sofortmaßnahmen erörtert, sondern auch die tiefer liegenden Ursachen ergründet werden.
Oppositionsabgeordneter getötet
Wütende Proteste gab es am Dienstag in der Stadt Naivasha im Westen des ostafrikanischen Landes sowie in dem Slum von Kibera in der Hauptstadt Nairobi. Dort gingen Angehörige rivalisierender Volksgruppen aufeinander los, errichteten Barrikaden aus brennenden Reifen und zündeten Autos und Häuser an. Mehrere Menschen wurden getötet. In Naivasha feuerten Soldaten aus Hubschraubern Warnschüsse ab, um die Krawalle zu beenden. Kurz nach Mitternacht war in der Hauptstadt Nairobi der Oppositionsabgeordnete Mugabe Were in der Nähe seines Hauses erschossen worden. Die Opposition vermutet, dass die Tat politisch motiviert ist. An den Auseinandersetzungen sind vor allem Angehörige vom Stamm der Kikuyu, zu dem Kibaki gehört, sowie Volksgruppen beteiligt, die Odinga unterstützen. (dpa)
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