Update

Angriffe in der Ukraine gehen weiter - Flucht aus Mariupol scheitert

Die russische Armee greift in der Ukraine weiter an. Zugleich sagt der Kreml, er habe ein neues Verhandlungsangebot gemacht. Im belagerten Mariupol warten die Menschen noch immer auf eine Evakuierung. Die Zahl der Geflüchtete aus der Ukraine erreicht einen Höchstwert.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
3  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Zivilisten gehen an einem Panzer vorbei, der bei schweren Kämpfen in einem von den von Russland unterstützten Separatisten kontrollierten Gebiet in Mariupol zerstört wurde.
Zivilisten gehen an einem Panzer vorbei, der bei schweren Kämpfen in einem von den von Russland unterstützten Separatisten kontrollierten Gebiet in Mariupol zerstört wurde. © Alexei Alexandrov/AP/dpa

Kiew/Moskau - Russland setzt seine Angriffe in der Ukraine mit unverminderter Härte fort, hat dem Nachbarland nach eigenen Angaben aber auch eine neue Verhandlungslösung angeboten.

Der ukrainischen Seite sei ein schriftlicher Entwurf übergeben worden, "der absolut klare und ausgefeilte Formulierungen beinhaltet", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte dagegen, keinen Vorschlag erhalten zu haben. Russland und die Ukraine meldeten weitere Kämpfe. Im belagerten Mariupol im Südosten des Landes wurde ein Fluchtkorridor ausgehandelt. In Deutschland geht der Streit über Waffenlieferungen weiter.

Neue Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine?

Wann es neue Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine geben könnte, ist noch offen. Kremlsprecher Peskow erklärte, es gebe zwar keine Frist, bis wann Kiew auf das Angebot antworten müsse.

Doch zugleich machte er deutlich, dass Moskau mit dem bisherigen Verhandlungstempo unzufrieden sei. «Wir haben schon mehrmals gesagt, dass die Dynamik der Arbeit der ukrainischen Seite zu wünschen übrig lässt», sagte Peskow. Nun sei «der Ball auf der Seite» der Ukrainer.

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Selenskyj sagte, er sei überzeugt, dass nichts übergeben worden sei. Die Verhandlungen zwischen Moskau und Kiew hatten am 28. Februar begonnen, vier Tage nach dem von Russlands Präsident Wladimir Putin befohlenen Angriff auf die Ukraine.

Russland forderte bisher unter anderem die Neutralität der Ukraine und die Abtretung der Gebiete Donezk und Luhansk sowie die Anerkennung der Halbinsel Krim als russisch. Kiew lehnt es kategorisch ab, auf eigenes Staatsgebiet zu verzichten.

Massiver Truppenaufmarsch und schwere Gefechte

Präsident Selenskyj berichtete in einer Videobotschaft von einem großen Truppenaufgebot im Osten. "Jetzt ist praktisch der gesamte kampfbereite Teil der russischen Armee auf dem Territorium unseres Staates und in den Grenzgebieten Russlands konzentriert."

Russlands Angriff auf die Ukraine: Im Fokus der Osten des Landes und Verortung des Stahlwerkes in Mariupol sowie Aktualisierung mit von russischen Truppen besetzten Gebieten.
Russlands Angriff auf die Ukraine: Im Fokus der Osten des Landes und Verortung des Stahlwerkes in Mariupol sowie Aktualisierung mit von russischen Truppen besetzten Gebieten. © dpa-infografik GmbH/dpa Infografik

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs blieben russische Versuche erfolglos, die Städte Rubischne und Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk zu stürmen. Schwere Gefechte habe es zudem um Marjinka, Popasna, Torske, Selena Dolyna und Kreminna gegeben. Russlands Streitkräfte beschossen nach eigenen Angaben 1.053 Militärobjekte. Zudem bombardierten sie 73 militärische Ziele in der Ukraine. Von unabhängiger Seite konnten diese Angaben nicht bestätigt werden.

Flucht von Zivilisten aus Mariupol scheitert

In Mariupol ist eine Rettung von Zivilisten nach ukrainischen Regierungsangaben erneut gescheitert. "Leider hat der humanitäre Korridor aus Mariupol heute nicht wie geplant funktioniert", teilte Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk auf Telegram mit.

Die Besatzer hätten es nicht geschafft, die Menschen rechtzeitig zu dem vereinbarten Punkt zu bringen, wo Busse und Krankenwagen auf sie gewartet hätten, sagte sie. An diesem Donnerstag solle es einen neuen Versuch geben. Die prorussischen Separatisten des Gebiets Donezk sprachen unterdessen davon, dass sich knapp 130 Zivilisten aus einem Wohngebiet am Rande des umkämpften Stahlwerks Azovstal in Sicherheit bringen konnten.

Verteidiger in Mariupol bitten um Evakuierung

Der Kommandeur der verbliebenen Marineinfanteristen in der Hafenstadt Mariupol bat um Evakuierung seiner Kämpfer in einen Drittstaat. Er deutete damit auch an, aufgeben zu wollen. "Der Feind ist uns 10 zu 1 überlegen", sagte Kommandeur Serhij Wolyna in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Die ukrainische Seite verteidige nur ein Objekt, das Stahlwerk Azovstal.

Mykolajiw: Ein ukrainischer Soldat ruht sich während einer Patrouille in einem zerstörten Dorf nahe der Frontlinie aus.
Mykolajiw: Ein ukrainischer Soldat ruht sich während einer Patrouille in einem zerstörten Dorf nahe der Frontlinie aus. © Celestino Arce Lavin/ZUMA/Press Wire

Präsident Selenskyj zeigte sich zu einem Austausch bereit. "Wir sind bereit, unsere Leute gegen russische Soldaten, die sie zurückgelassen haben - sowohl Leichen, als auch Verwundete - auszutauschen", sagte der 44-Jährige. Die südostukrainische Hafenstadt Mariupol wurde am 1. März kurz nach dem Beginn des Kriegs komplett von russischen Truppen eingeschlossen.

Die Stadt und auch der Hafen gelten zu großen Teilen als zerstört. Zuletzt hielten sich russischen Angaben zufolge rund 2.500 ukrainische Kämpfer und 400 ausländische Söldner in dem Stahlwerk verschanzt. Ukrainischen Mitteilungen zufolge sollen auch rund 1.000 Zivilisten dort Schutz gesucht haben. Russland hat die ukrainischen Truppen dort bereits mehrmals dazu aufgerufen, sich zu ergeben. Bisher hatten die Ukrainer dies abgelehnt.

Mehr als fünf Millionen Menschen aus der Ukraine geflüchtet

Die Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar hat die Marke von fünf Millionen überschritten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) in Genf nannte am Mittwoch 5 034 439 Menschen, die die Grenzen in die Nachbarländer überquert haben sollen. Der Großteil - 2,8 Millionen - flüchtete zuerst nach Polen.

Internationale Geberkonferenz im Mai Eine internationale Geberkonferenz am 5. Mai soll Geld für die Ukraine sammeln. Die Konferenz werde der Start des kürzlich beschlossenen Solidaritätsfonds für das Land sein, sagte EU-Ratschef Charles Michel bei einem Besuch in Kiew. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte bei dem Treffen: "Sanktionen, Waffen, die EU-Mitgliedschaft und Geld - das ist das, was wir heute brauchen."

Lesen Sie auch

Lesen Sie auch

Auch seien unverzüglich neue Sanktionen gegen Russland notwendig. Selenskyj rief zudem zu einem völligen Energieembargo auf - einschließlich eines Importstopps für Erdöl und Erdgas. 

Die Bundeswehr will weitere kriegsverletzte Ukrainer zur Behandlung nach Deutschland bringen. Dazu startete am Mittwoch ein Evakuierungsflug von Köln zum Flughafen der polnischen Stadt Rzeszow, wie die Deutsche Presse-Agentur erfuhr. Mit dem Spezialflugzeug A310 MedEvac sollen Kinder und Erwachsene ausgeflogen werden, um in Deutschland schwerste Verletzungen medizinisch versorgen zu können. Der A310 MedEvac ist die fliegende Intensivstation der Luftwaffe. 

UN-Generalsekretär will nach Kiew und Moskau reisen

UN-Generalsekretär António Guterres verstärkt seine diplomatischen Versuche, um eine Waffenruhe im Ukraine-Krieg zu erreichen. Guterres habe Briefe an die UN-Vertretungen Russlands und der Ukraine geschickt: "In diesen Briefen bat der Generalsekretär Präsident (Wladimir) Putin, ihn in Moskau zu empfangen, und Präsident Wolodymyr Selenskyj, ihn in Kiew zu empfangen", sagte Sprecher Stephane Dujarric in New York.

Es müssten "dringende Schritte" zur Herstellung von Frieden in der Ukraine herbeigeführt werden. Fraglich ist, ob Putin überhaupt mit dem UN-Chef sprechen will. 

Lesen Sie auch

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
3 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Himbeergselchts am 21.04.2022 14:35 Uhr / Bewertung:

    Der Ukrainern glaube ich nicht alles, den Russen nichts.
    Frau vd Leyen tönte bereits die Ukraine werde in die EU aufgenommen, nicht sofort, aber bald.
    Bei allen zutiefst erschütternden Nachrichten ist die Ukraine nach wie vor ein Land von Oligarchen und weit verbreiteter Korruption.
    Das kann Deutschland nicht auch noch schultern. Weiß vd Leyen wie das finanziert werden soll?
    Deutschland ist höchstes Geberland, währen die Lebensarbeitszeit immer mehr erhöht wird. In anderen Ländern brennen Straßen, wenn das Renteneintrittsalter von 62 erhöht werden soll (Frankreich).
    Wer 1964 geboren ist arbeitet hier bereits bis 67. Welches Regierungsmitglied zahlt da mit? Lösung: keines, die sind alle verbeamtet (70% : 48% für Angestellte)
    Pension des Normalobeamten durchschnittlich 3000,— des Rentners 1200,—
    Wegen Masken rennen Leute auf die Straße, aber das nehmen sie hin.

  • hundefliege am 21.04.2022 07:21 Uhr / Bewertung:

    “Sanktionen, Waffen, die EU-Mitgliedschaft und Geld”

    Sanktionen, Waffen und Geld sind bereits ohne Ende geflossen und fließen weiterhin. Aber einer der korruptesten Staaten des Planeten kann niemals in die EU aufgenommen werden.

  • Der wahre tscharlie am 21.04.2022 15:50 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von hundefliege

    "Aber einer der korruptesten Staaten des Planeten kann niemals in die EU aufgenommen werden."

    Nicht immer solche Pauschalisierungen hinschreiben. Präsident Selenskji hat vor längerer Zeit ein Gesetz zur Verstaatlichung der Banken unterschrieben, weil die Banken den Ex-Eigentümern anscheinend für krimminelle Geschäfte, wie u.a. der Geldwäsche dienten.
    Und der IWF hat von Selenskji verlangt, dass dieses Gesetz nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, sonst gäbe es kein Geld mehr. Und das ist anscheinend passiert.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.