Amnesty: Dem Krieg in Aleppo ging Unterdrückung voraus

Im Kampf um die Wirtschaftsmetropole Aleppo hat der syrische Präsident Baschar al-Assad seine Truppen zur "Entscheidungsschlacht" gerufen.
von  dpa

Damaskus/Kairo - Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht im Angriff der Regierungstruppen auf die Millionenstadt den Höhepunkt eines monatelangen brutalen Vorgehens gegen Andersdenkende.

Verbände des Regimes griffen in der Nacht zum Mittwoch in Aleppo den südwestlichen Bezirk Salaheddin an. Sie wurden aber von den Rebellen nach deren Angaben zurückgeschlagen. Am Vortag hatten die Aufständischen zwei strategisch wichtige Sicherheitszentralen in der Nähe des Stadtzentrums eingenommen.

In Damaskus flammten am Mittwoch erstmals Kämpfe nahe der christlichen Altstadt auf. Die Schießereien ereigneten sich an den Rändern der Stadtteile Bab Tuma und Bab Scharki, teilten die Syrischen Menschenrechtsbeobachter in London mit. Ersten Meldungen zufolge sei ein Regierungssoldat getötet worden.

Die Christen machen in Syrien etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus. Dem Aufstand gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad stehen die meisten von ihnen reserviert gegenüber, da sie in Syrien formal mit der muslimischen Mehrheitsbevölkerung gleichgestellt sind. Sie befürchten daher eine Machtübernahme von Islamisten.

Assad wendete sich indes mit Durchhalteparolen an seine Soldaten. In einer schriftlichen Botschaft zum Tag der Armee lobte er die Militärangehörigen für ihre Ausdauer in der Bekämpfung "krimineller terroristischer Banden". "Das Schicksal unseres Volkes und unserer Nation, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hängen von dieser Schlacht ab", hieß es in der Botschaft.

Amnesty International zeichnete in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht den Weg nach, wie die umfassende Unterdrückung durch das Assad-Regime in Aleppo zum bewaffneten Konflikt führte. Die Analyse stützt sich auf eigene Recherchen der Organisation, die diese im Mai dieses Jahres vor Ort durchgeführt hatte.

Die Untersuchung dokumentiert, wie Regierungstruppen und die regimetreue Schabiha-Miliz damals noch friedlich protestierende Demonstranten töteten oder verletzten. Betroffen seien auch Unbeteiligte und Kinder gewesen, schreibt Amnesty. Verletzte seien gejagt worden. Folter sei routinemäßig eingesetzt worden. Familien von erschossenen Demonstranten und Passanten seien von Geheimdienstbeamten gezwungen worden, Erklärungen zu unterschreiben, wonach ihre Angehörigen von "bewaffneten Terroristenbanden" getötet worden wären.

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