Altkanzler Schröder verteidigt Rosneft-Engagement

Berlin - Trotz harscher Kritik will Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) das Angebot annehmen, in den Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft einzuziehen.
"Ich werde das tun. Es geht um mein Leben, und darüber bestimme ich - und nicht die deutsche Presse", sagte Schröder am Mittwochabend bei einem Wahlkampfauftritt im niedersächsischen Rotenburg an der Wümme. Er wolle dabei mithelfen, die Energiesicherheit Deutschlands und Europas zu sichern.
Die Personalie hatte vor allem bei Union und Opposition Kritik ausgelöst - auch weil Rosneft wegen der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim mit EU-Sanktionen belegt worden ist. Selbst SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz distanzierte sich von Schröders Plänen. Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) hingegen stellte sich am Mittwochabend erneut hinter Schröder und warf der Union eine bewusste Skandalisierung der Ambitionen des Altkanzlers vor.
Ob er bei dem Ölriesen sogar den Vorsitz des Aufsichtsrates übernehmen soll, wie russische Medien weiter berichteten, ließ Schröder am Mittwoch zunächst offen. Der Sozialdemokrat erklärte zu seinen Beweggründen, es sei aus ökonomischen und politischen Gründen nicht vernünftig, Russland zu isolieren.
"Die Dämonisierung Russlands hilft keinem." Rosneft sei keineswegs "der verlängerte Arm der russischen Regierung". So seien auch British Petroleum (BP), Katar oder Glencore an dem weltgrößten Ölkonzern beteiligt. Das neunköpfige Aufsichtsgremium (Board) sei nicht russisch dominiert.
"Ich bin nicht benutzbar"
Auf die Frage, ob er nicht fürchte, von Russlands Präsident Wladimir Putin als Aushängeschild bei Rosneft benutzt zu werden, antwortete Schröder: "Ich bin nicht benutzbar." Er habe auch nicht den Eindruck, dass Putin dies mit ihm vorhabe, sagte Schröder. Er machte deutlich, für wie überzogen er die Kritik an seinem geplanten Engagement hält. Man sollte sich einmal vorstellen, er würde für den US-Ölkonzern Exxon in den Aufsichtsrat gehen. "Wie wäre wohl die Reaktion der Presse? Alle wären begeistert, keiner würde über die Beweggründe nachdenken."
Er habe kein Problem mit dem Rosneft-Job, "und ich denke gar nicht daran, mir eins machen zu lassen", unterstrich Schröder. Rosneft sei der weltgrößte Erdölkonzern mit wichtigen Beziehungen auch zu Deutschland. Ein erheblich Teil des deutschen Ölbedarfs werde aus Russland gedeckt. Er habe Interesse, noch was zu bewegen. Immer dann, wenn es keine guten Beziehungen zwischen Deutschland und Russland gegeben habe, "war es nicht gut für Europa". Ihm gefalle aber auch nicht alles, was Russland auf der Welt tue.
Schröders Wahl in den Rosneft-Aufsichtsrat ist für den 29. September geplant.