Alternativer Nobelpreis an afghanische Menschenrechtlerin
Die afghanische Menschenrechtlerin Sima Samar erhält den Alternativen Nobelpreis für ihren "Mut und ihre Entschlossenheit (...) in einer der instabilsten Regionen der Welt".
Stockholm/Kabul - Der Alternative Nobelpreis ehrt Menschen, die für Frieden, Menschenrechte oder Umweltschutz kämpfen. Eine Auszeichnung geht diesmal in eines der instabilsten Länder der Welt - an die afghanische Menschenrechtlerin Sima Samar.
Die Ärztin bekommt die Auszeichnung für ihren "Mut und ihre Entschlossenheit (...) in einer der instabilsten Regionen der Welt", wie am Donnerstag in Stockholm mitgeteilt wurde. Samar gehört auch zum Favoritenkreis beim Friedensnobelpreis, der in zwei Wochen in Oslo vergeben wird.
Die 55-Jährige startete 1989 die Hilfsorganisation Shuhada, die in Afghanistan Arztpraxen, Krankenhäuser sowie auch Schulen betreibt. Samar war nach der Rückkehr aus dem pakistanischem Exil von 2001 bis 2002 erste Frauenministerin ihres Landes. Sie leitete danach die von ihr gegründete unabhängige Menschenrechtskommission (AIHRC) in Kabul.
Samar sieht sich durch die Auszeichnung in ihrem Engagement bestätigt. "Das sind gute Nachrichten für die Menschen in Afghanistan, besonders die Frauen", sagte sie der Nachrichtenagentur dpa in Kabul. "Dieser Preis ist für afghanische Frauen." Sie seien weiterhin Menschenrechtsverletzungen und Gewalt ausgesetzt. Menschenrechtsarbeit sei besonders in einem Land wie Afghanistan, wo Krieg herrsche und das Rechtssystem schwach sei, keine leichte Aufgabe. Dennoch seien Erfolge erzielt worden.
In einer Erklärung für die Stockholmer Preisstiftung meinte Samar, am wichtigsten in Afghanistan seien Schulen und Ausbildung als "Schlüssel zu einer gedeihenden Gesellschaft mit weniger Armut und Respekt vor den Menschenrechten". Sie selbst gab sich bescheiden: "Ich muss sagen, dass ich nach meiner eigenen Überzeugung nichts Besonderes geleistet habe." Die frühere SPD-Politikerin Monika Griefahn, die Mitglied der Jury und Co-Vorsitzende der Stiftung ist, äußerte die Hoffnung, dass der Preis das Leben für Samar in Afghanistan sicherer machen werde.
Die Alternativen Nobelpreise werden seit 1980 unabhängig von und mit kritischer Distanz zu den traditionellen Nobelpreisen vergeben. Eine der drei mit je 50 000 Euro dotierten Auszeichnungen dieses Jahres ging an den US-Politikwissenschaftler Gene Sharp (84), den Gründer der "Albert-Einstein-Institution" zum Studium gewaltfreien Handelns. In der Begründung hieß es, Sharp werde geehrt "für die Entwicklung und Verbreitung der Prinzipien und Strategien des gewaltlosen Widerstandes und seine aktive Unterstützung für deren praktische Umsetzung in Konfliktsituationen weltweit".
Ebenfalls ausgezeichnet wird die britische Kampagne gegen Waffenhandel (CAAT) für "ihren innovativen und effektiven Widerstand gegen den globalen Waffenhandel". Den nicht dotierten Ehrenpreis erhält der als "Großvater" der türkischen Umweltschutzbewegung geltende Hayrettin Karaca. Über den 90-Jährigen hieß es, Karaca bekomme die Auszeichnung "für sein lebenslanges Eintreten für den Schutz der Natur, das den eigenen unternehmerischen Erfolg mit dem erfolgreichen Einsatz für die Umwelt verbindet".
Ole von Uexküll, Direktor der Stiftung Right Livelihood Award, meinte zu den diesjährigen Preisträgern, sie würden die "Grundbedingungen für globalen Frieden und Sicherheit" verdeutlichen: "Effektiver gewaltloser Widerstand sowie die Erkenntnis, dass die Waffenindustrie Teil des Problems ist, Menschen- und insbesondere Frauenrechte und die Bewahrung unserer ökologischen Ressourcen." Überreicht werden die vier Auszeichnungen am 7. Dezember im Reichstag in Schweden.
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