Alte Hasen

Der Chefreporter der AZ Matthias Maus über die 150-jährige SPD
von  Matthias Maus
Schwarze Kanzlerin mit roten Altkanzlern: Angela Merkel schüttelt Gerhard Schröder die gesunde Hand, Helmut Schmidt (ganz links) bleibt sehr gelassen.
Schwarze Kanzlerin mit roten Altkanzlern: Angela Merkel schüttelt Gerhard Schröder die gesunde Hand, Helmut Schmidt (ganz links) bleibt sehr gelassen. © dpa

Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel „Respekt und Anerkennung“ zollt, wenn sich Horst Seehofer als „altgedienter Herz-Jesu-Sozialist“ bekennt, dann sind das keine Artigkeiten für die 150-jährige SPD. Die Glückwünsche sind kleine Gemeinheiten, die besonders schmerzen, weil sie die SPD an empfindlichen Punkten treffen: an ihrer Zukunftsfähigkeit und ihrer Unverwechselbarkeit.

Respekt und Anerkennung gilt Geleistetem, das gibt’s umsonst. Und den Kampf für Interessen der arbeitenden Bevölkerung, die schreiben sich heute alle auf die Fahnen, und die CSU ist mit dieser Anmaßung in Bayern notorisch erfolgreich.

Die SPD hat das Problem des alten Hasen, dem der Igel sagt, ich bin schon da. Und in diesem Wettlauf nützt Tradition leider gar nichts. Was kann die SPD tun, um Volkspartei zu bleiben? Mit einem Patentrezept würde man berühmt, aber sicher ist: Die SPD war dann am besten, wenn sie mutig war, wenn sie Tabus infrage gestellt hat. Sie hat sich gegen die Nazis gestellt, sie hat sich vom Marxismus verabschiedet, sie hat wichtige Sozialreformen angestoßen.

Wie kann ein neues „Godesberg“ aussehen? Sigmar Gabriel, der aktuelle Mann im Amt von Willy Brandt, fordert neue Offenheit. Vielleicht meint er eine strategische Öffnung, an deren Ende einst eine neue Ampel aus Rot-Grün-Gelb stehen könnte. Ein langer Weg? Ja. Utopisch? Nein. Als Alternative zur Bräsigkeit unter der Verwaltungsfachfrau Merkel wäre es einen Versuch wert.

 

 

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