Alice Weidel und Alexander Gauland: Die rechten Provokateure der AfD

Mit dumpfen Parolen wollen Alice Weidel und Alexander Gauland ihre AfD zur drittstärksten Kraft machen - Folge drei der AZ-Porträtserie über die Spitzenkandidaten.
von  Martin Ferber
Das AfD-Spitzenduo Alice Weidel und Alexander Gauland.
Das AfD-Spitzenduo Alice Weidel und Alexander Gauland. © dpa

Der Kampf um die Vorherrschaft auf dem altehrwürdigen Magdeburger Domplatz wird mit Lautsprechern ausgetragen. Die AfD schickt eine Mezzosopranistin ins Rennen, die mit ihrer Stimmgewalt Volkslieder wie "Kein schöner Land in dieser Zeit" oder "Die Gedanken sind frei" vorträgt. Doch trotz der gewaltigen Anlage auf der Bühne dringt sie nur schwer durch. Denn die linken Gegendemonstranten, die mit "Nazis-raus"-Rufen aufmarschieren, kontern mit lautstarkem Hard-Rock.

"Dieser Wahlkampf ist schwierig für uns", stöhnt AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland. "Wenn Ihr dieses Land erhalten wollt, das diesen Dom hervorgebracht hat, wählt AfD!", ruft er den Anhängern zu. Der 76-Jährige inszeniert sich gerne als nationalkonservativer Intellektueller. Dabei ist Gauland, der einst dem liberalen Flügel der CDU angehörte, längst der starke Mann, gegen den nichts läuft, und der zusammen mit den Rechtsaußen Björn Höcke und Andrè Poggenburg das rechte Kraftzentrum der AfD bildet. Die Parteichefs Jörg Meuthen und Frauke Petry haben bei den Rechtspopulisten schon lange nichts mehr zu sagen. Es gilt als sicher, dass Gauland nach der Wahl Fraktionschef der AfD im Bundestag wird.

Dagegen ist offen, was aus der Co-Spitzenkandidatin Alice Weidel nach der Wahl wird. Eigentlich war die 38-jährige Ökonomin mit den stets streng nach hinten gebundenem blonden Pferdeschwanz, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft mit einer aus Sri Lanka stammenden Filmemacherin in der Schweiz lebt, nur deshalb gekürt worden, um die umstrittene Frauke Petry zu verhindern. Zudem sollte sie das andere Gesicht der AfD verkörpern, jung, gleichgeschlechtlich, liberal, gebildet, kosmopolitisch. Ein Feigenblatt, die den Vorwurf, die AfD sei eine rein rückwärtsgewandte, völkische und ausländerfeindliche Partei, allein durch ihre Biografie widerlegen sollte. Doch bei ihren Wahlkampfauftritten zeigt sich eine andere Weidel, weder liberal noch weltoffen, sondern in manchen Ansichten noch radikaler als Gauland. Bundeskanzlerin Angela Merkel nennt sie mit Verachtung "Extremismuskanzlerin".

Die Kunst der gezielten Provokationen

Die Kunst der gezielten Provokation, die der AfD Aufmerksamkeit beschert und die Reihen nach innen schließt, beherrschen Gauland wie Weidel perfekt. Die Methode, folgt stets dem gleichen Muster: Erst kommt es zum Eklat, danach will man es nicht so gemeint haben. So war es, als Gauland sagte, man wolle einen wie Jerome Boateng nicht als Nachbarn haben, als er forderte, die Staatsministerin im Kanzleramt, Aydan Özoguz (SPD), in Anatolien zu "entsorgen" oder als er sich jetzt dafür aussprach, mit "Stolz" auf die Wehrmacht zu blicken.

Und so war es auch, als Weidel wutentbrannt eine Wahlsendung des ZDF verließ und den "Staatsmedien" Parteilichkeit vorwarf. An der Basis kommt das an, in den sozialen Netzwerken werden die beiden Spitzenkandidaten gefeiert.

Die Strategie der AfD, sich als Anwalt der Benachteiligten sowie als Bewahrerin der deutschen Werte zu präsentieren, kommt an . Verpasste die Partei vor vier Jahren noch knapp den Einzug in den Bundestag, könnte sie dieses Mal sogar drittstärkste Partei werden.

Ebenfalls aus dieser Serie: Christian Lindner - Der Einzelkämpfer

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