Alarm im Internet: Der Mafia-Virus "Conficker" geht um!

Der Computer-Virus "Conficker" macht PCs zu fernsteuerbaren Rechnern eines Netzwerks,das von Kriminellen kontrolliert wird. Wer dahinter steckt, ist noch völlig unklar. Ein Experte erklärt, warum der Virus in dieser Woche verstärkt angreifen wird.
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Der Computervirus "Conficker" greift in dieser Woche an.
imago Der Computervirus "Conficker" greift in dieser Woche an.

MÜNCHEN - Der Computer-Virus "Conficker" macht PCs zu fernsteuerbaren Rechnern eines Netzwerks,das von Kriminellen kontrolliert wird. Wer dahinter steckt, ist noch völlig unklar. Ein Experte erklärt, warum der Virus in dieser Woche verstärkt angreifen wird.

Er schleicht sich lautlos an. Seine Opfer merken es nicht, wenn er zuschlägt. Vier Millionen Opfer hat er schon gefordert. Auf die Ergreifung seiner Erfinder hat der Softwarekonzern Microsoft eine Belohnung von 250000 Dollar ausgesetzt.

„Conficker“ wird am 1. April mit aller Macht zuschlagen, befürchten Experten. Der Computerwurm vervielfältigt sich selbsttätig im Internet, nistet sich über Online-Verbindungen oder externe Datenträger auf zahllosen Rechnern ein, vernetzt sie. Die Kriminellen, die den Wurm erfunden haben, bekommen so die Macht über eine weltweit verbreitete Schadsoftware, die auf ihre Eingaben wartet. Was planen sie? Die AZ hat mit dem Fachjournalisten Dominik Hoferer von der Münchner Zeitschrift „Chip“ gesprochen.

AZ: Was macht „Conficker“?

DOMINIK HOFERER: Der Wurm kriecht durchs Internet und sucht sich PCs, die er anstecken kann. Auf diese Art baut er ein großes Netzwerk auf. Das ist besonders problematisch auf Firmenrechnern. Dort kann es beispielsweise passieren, dass der Wurm wiederholt versucht, sich anzumelden. Irgendwann sperrt das System dann die Zugänge.

Warum wird befürchtet, dass „Conficker“ am 1. April besonders aggressiv wird?

Er ist einer der cleversten Würmer, die es gibt. Die Leute, die ihn programmiert haben, entwickeln ihn ständig weiter. Lange war es schwierig, herauszufinden, was er genau macht, aber schließlich ist es doch gelungen, Teile des Wurms zu entschlüssen. Dabei hat sich gezeigt, dass „Conficker“ ab dem 1. April noch mehr Rechner ansteuert.

Was genau ist denn das Schädliche an dem Wurm?

Das weiß man noch nicht. Erst einmal schleust er sich auf Rechner und macht nichts anderes, als auf Befehle zu warten. Der infizierte Rechner wird zu einem so genannten Zombie, weil er externe Anweisungen ausführen kann. Mehrere Zombies, die untereinander vernetzt sind, nennt man Bot-Netzwerk – abgeleitet von ,Robot’. Das Ganze trägt mafiöse Züge.

Was wollen die Kriminellen mit dem Virus?

Das ist zum Beispiel für die Versender von Spam-Werbung interessant. Alle Rechner können als Spam-Versender genutzt werden, vielleicht ist es sogar der eigene private Rechner zu Hause, der unbemerkt Spam verschickt. Wenn die Programmierer 30 Cent für einen Zombie verlangen und ein Netzwerk von zehn Millionen Zombies für die Versendung von Spam anbieten, ist das schon lukrativ.

Gibt es weitere Motive?

Der gezielte Angriff auf einzelne Internetseiten. Können etwa zwei Millionen Rechner dazu gebracht werden, gleichzeitig auf die gleiche Seite zuzugreifen, geht der Server in die Knie. Für angegriffene Firmen kann ein beträchtlicher Schaden entstehen.

Wer macht so etwas?

Das können Menschen sein, die in Russland von der Uni kommen. Eine Firma sagt ihnen: „Komm zu uns, für 2000 Euro im Monat.“ Und weiter hinten in der Schlange steht die Mafia und sagt: „Ich zahle dir 4000 für einen Trojaner, den du programmierst.“ Die denken sich, es ist ja nur der Westen, der ausgeraubt wird - das tut denen doch nicht weh. Und die Polizei hat keinerlei Chance, auf sie zuzugreifen.

So schützen Sie sich vor Attacken aus dem Internet

Wie erkenne ich, dass „Conficker“ meinen Computer befallen hat?Manchmal merkt man gar nicht, dass der Virus auf dem Rechner ist. Laut Microsoft kann der Schädling automatische Updates blockieren: Die Fehler-Anzeige wird ausgeschaltet, auf sicherheitsbezogene Internet-Seiten kann nicht zugegriffen werden.

]Was tue ich, wenn der Virus auf meinem Computer ist?Microsoft hat ein Programm ins Internet gestellt, mit dem sich der Virus entfernen lässt. Mehr Infos unter: support.microsoft.com

Wie beuge ich richtig vor?Praktisch jede gängige Sicherheits-Software wehrt „Conficker“ ab oder entwurmt die Festplatte, wenn er sich festgesetzt hat, sagt der Experte Dominik Hoferer.

Wie sicher sind kostenlose Antiviren-Programme?Programme wie „Antivir“ schützen den Rechner ganz passabel, aktualisieren sich aber nur einmal am Tag. Wer reguläre Software kauft, kann sich darauf verlassen, dass sich die Programme übers Internet mehrmals am Tag aktualisieren, sagt Hoferer. Ein Zeitvorteil von einigen Stunden kann schon den Unterschied zwischen Virenbefall oder sauberer Festplatte ausmachen.

Was sind die besten kostenpflichtigen Antiviren-Programme? Laut „PC Welt“ ist „Norton Antivirus“ (39,99 Euro) Spitze, auch „G-Data Antivirus“ (24,95 Euro) ist top.

Susanne Stephan

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