Aktivistinnen von Pussy Riot wollen weiter kämpfen

Nach ihrer Entlassung geben sich die beiden Punkband-Aktivistinnen von Pussy Riot kämpferisch. Sie wollen sich für die Rechte Inhaftierter einsetzen.
Moskau - Fast zwei Jahre russische Lagerhaft haben Maria Alechina nicht weniger kritisch gemacht: Ihre Freilassung sei „ein „PR-Trick“ Putins, sagte die 25-Jährige sofort nach ihrer Entlassung. Wie ihre Pussy-Riot-Kollegin Nadeschda Tolokonnikowa (24) kam Alechina am Montag durch ein Amnestiegesetz frei.
Damit sind drei Tage nach der überraschenden Begnadigung von Kreml-Kritiker Michail Chodorkowski auch die beiden inhaftierten Musikerinnen von Pussy Riot auf freiem Fuß. Ein Wagen der Gefängnisverwaltung schleuste Alechina am Montagmorgen an den vor der Haftanstalt in Nischni Nowgorod wartenden Journalisten vorbei. Am Bahnhof durfte sie aussteigen. Von dort aus ging Alechina zum Büro einer Menschenrechtsorganisation, telefonierte mit Angehörigen und gab Interviews. Augenzeugen beschrieben sie als wach und gut gelaunt.
Alechina will sich jetzt für die Rechte ihrer ehemaligen Mithäftlinge stark machen. „Das Härteste im Gefängnis war zu sehen, wie die Menschen einfach aufgeben“, sagte sie. Während ihrer Freilassung habe sie „unter Schock“ gestanden. Danach war die Ansage klar: „Das ist kein humanitärer Akt, das ist ein PR-Trick“, schimpfte sie gegen die von Präsident Wladimir Putin veranlasste Massenbegnadigung. Wenn sie eine Wahl gehabt hätte, die Amnestie abzulehnen, dann hätte sie es getan, so die 25-Jährige.
Wenige Stunden nach der Entlassung Alechinas kam auch Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa frei. Auch sie äußerte sich kritisch. Ihre Freilassung sei eine Show des Kremls, um den Westen vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi zu besänftigen. „Russland ohne Putin“ rief sie, als sie das Gefängnis im sibirischen Krasnojarsk verließ und sagte zu Journalisten: „Russland ist nach dem Modell einer Strafkolonie aufgebaut.“ Auch Tolokonnikowa will weiter politisch kämpfen und sich für Inhaftierte einsetzen.
Die Musikerinnen waren im Februar 2012 nach einer Protestaktion gegen Putin in der Moskauer Erlöser-Kathedrale festgenommen worden. Dort hatten sie gewettert: „Mutter Gottes, vertreibe Putin“. Dafür wurden sie zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Beide sind junge Mütter, nicht zuletzt deshalb gab es internationale Kritik. Selbst der Oberste Gerichtshof Russlands rügte das Urteil, das schwere Fehler aufweise. Viel Haft blieb den Musikerinnen durch die Amnestie nicht erspart. Im März stand ohnehin ihre Entlassung an. Der Grünen-Europaabgeordnete Werner Schulz: „Von Gnade kann man da wahrlich nicht reden.“