Aktivist verlässt Gefängnis
Neu Delhi - "Die Fackel der Freiheit, die Ihr angezündet habt, um Indien von Korruption zu befreien, sollte nicht erlöschen", sagte der 74-Jährige vor seinen begeisterten Anhängern, die ihn am Tihar-Gefängnis in der Hauptstadt in Empfang nahmen. "Ob Anna da ist oder nicht, die Fackel wird weiterbrennen."
Hazare und rund 1400 seiner Anhänger waren am Dienstag vor dem geplanten Beginn eines Hungerstreiks des Aktivisten für ein schärferes Anti-Korruptions-Gesetz festgenommen worden. Nach seiner Freilassung am selben Tag hatte sich Hazare geweigert, das Gefängnis zu verlassen, sollte ihm nicht erlaubt werden, seinen Protest ohne Einschränkungen öffentlich abzuhalten. Stattdessen begann der Gandhi-Anhänger seinen unbefristeten Hungerstreik im Gefängnis.
"Der zweite Freiheitskampf hat am 16. August begonnen", sagte Hazare mit Blick auf den Auftakt seines Hungerstreiks. "Meine Unterstützer sind meine Stärke." Am Donnerstag hatte die Regierung eingelenkt und Hazare sowie seinen Unterstützern ein großes Gelände in der Innenstadt für ihren Protest zur Verfügung gestellt.
Am Ramlila-Gelände, wo trotz strömenden Monsun-Regens Schätzungen zufolge mehr als 1500 Menschen ausharrten, sollte Hazare im Laufe des Tages eintreffen. Dort wollte er seinen Hungerstreik öffentlich fortsetzen. Zuvor wollte Hazare zur Gedenkstätte von Mahatma Gandhi, um dem gewaltlosen Unabhängigkeitskämpfer seinen Respekt zu zollen. Menschenmassen folgten seinem Konvoi durch Neu Delhi.
Seit Dienstag waren landesweit Zehntausende Inder für Hazare und für ein schärferes Anti-Korruptions-Gesetz auf die Straße gegangen. Hazare hatte die Regierung bereits im April mit einem Hungerstreik zu Verhandlungen über das Gesetz gezwungen. Auch damals hatten sich ihm Zehntausende Menschen angeschlossen.
Das am 4. August von der Regierung ins Parlament eingebrachte Gesetz geht dem Gandhi-Anhänger nicht weit genug. Einer der vielen Streitpunkte ist, ob auch Richter und der Premierminister unter die Gewalt einer neuen mächtigen Institution fallen sollen, die Korruption verfolgt.
Die indische Regierung steht seit Monaten wegen einer Reihe von Bestechungsskandalen in der Kritik, die bis auf Ministerebene reichen. Dabei geht es unter anderem um eine Schmiergeldaffäre bei der Vergabe von Mobilfunklizenzen. Dem Staat sollen dabei nach Schätzungen fast 39 Milliarden US-Dollar entgangen sein.