"Zentrale Person der islamfeindlichen Szene": Aktivist Michael Stürzenberger aus München mit Messer attackiert
München – Nach einer Messerattacke mit mehreren Verletzten auf dem Marktplatz in Mannheim haben Polizisten am Freitag den Angreifer niedergeschossen. Der Mann sei dabei verletzt worden, teilten die Beamten in der baden-württembergischen Stadt mit. Auch der Islamkritiker Michael Stürzenberger soll attackiert worden sein.
Nähere Angaben zu dem Geschehen und den möglichen Hintergründen nannte die Polizei zunächst nicht. Die Rede war nur von mehreren Verletzten. "Über das Ausmaß und die Schwere der Verletzungen können bislang keine Angaben gemacht werden", hieß es weiter. Rettungskräfte und ein Rettungshubschrauber seien vor Ort gewesen. Auch der Straßenbahnverkehr im betroffenen Bereich war gesperrt.
Video-Mitschnitt zeigt Messerangriff: Opfer erleiden zum Teil "schwerste Verletzungen"
Ein Video-Mitschnitt, der in den Sozialen Medien kursiert, dokumentiert den Messerangriff auf den Münchner Anti-Islam-Aktivisten Stürzenberger. Dessen rechtspopulistischer Verein Pax Europa schrieb am Freitag auf seiner Internetseite von einem Angriff auf eine Kundgebung in Mannheim. Die Tat wurde zudem in einem Livestream der Gruppierung aufgezeichnet.

Neben Stürzenberger seien mehrere Helfer und ein Polizist von einem Mann mit Vollbart mit einem Messer – teilweise im Gesicht und an den Beinen – verletzt worden. Laut dem Bayerischen Rundfunk befindet sich der Beamte in Lebensgefahr. In einer Mitteilung der islamfeindlichen Gruppierung hieß es außerdem: "Die Opfer erlitten durch die Einstiche zum Teil schwerste Verletzungen." Stürzenberger soll deshalb in eine Unfallklinik in Ludwigshafen transportiert worden sein.
Auf das Verbrechen reagierte auch Bundeskanzler Olaf Scholz. "Gewalt ist absolut inakzeptabel in unserer Demokratie", sagte der SPD-Politiker. Der Täter müsse streng bestraft werden. Ebenso meldete sich die Parteikollegin und Bundesinnenministerin Nancy Faeser zu Wort. "Die Bilder dieser brutalen Gewalttat sind erschütternd", sagt die Spitzenpolitikerin. "Ich wünsche den Opfern dieser Tat, dass sie wieder vollständig genesen können. Meine Gedanken sind insbesondere auch bei dem durch Messerstiche schwer verletzten Polizeibeamten."
Staatsschutz-Ermittler sollen Hintergründe der Tat aufklären
Jetzt muss der Staatsschutz die Hintergründe der Tat aufklären. Wenn sich ein islamistisches Motiv ergebe, "dann wäre das eine erneute Bestätigung der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt haben".
Stürzenbergers Umfeld rund um die Pax-Europa-Bewegung wird von den Behörden in Bayern dem Bereich der verfassungsschutzrelevanten Islamfeindlichkeit zugeordnet. Bayerns Verfassungsschutz beschreibt den Extremisten als "zentrale Person der islamfeindlichen Szene in Bayern".
Mehrere Verurteilungen: Stürzenberger ist seit Jahren im Visier von Bayerns Verfassungsschutz
Stürzenberger betätigte sich demnach in der Vergangenheit als Versammlungsleiter für Pax Europa. In seinen Ansprachen stempelt er unter anderem den Nationalsozialismus als linke Bewegung ab und vergleicht den Koran mit Hitlers "Mein Kampf". Dabei erlebt er immer wieder Anfeindungen.
Wie zwei Szenekenner der AZ bestätigen, ist der frühere Pressesprecher der Münchner CSU (unter Strauß-Tochter Monika Hohlmeier) bereits mehrmals aufgrund seiner Äußerungen bei den Veranstaltungen rechtskräftig verurteilt worden – unter anderem wegen Volksverhetzung, der Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen und Verhetzung in Österreich.

Seit seiner Tätigkeit bei Pax Europa steht er Extremisten wie Irfan Peci nahe. Dieser in der rechten Szene bekannte Mann teilt unter anderem das Gedankengut von Martin Sellner. Der österreichische Rechtsextremist wurde durch das Potsdamer Treffen zwischen Unions- und AfD-Politikern bekannt. Im November 2023 stellte er in der Villa Adlon seine Pläne zur Vertreibung von Ausländern und nicht assimilierten Deutschen vor.