Akte der Verzweiflung
Es wird eng für den russischen Präsidenten Wladimir Putin. Extremistische Scharfmacher wie der tschetschenische Machthaber Ramsan Kadyrow oder Jewegeni Prigoschin, Chef der Söldner-Gruppe Wagner, fordern ein immer brutaleres Vorgehen in der Ukraine - und die Absetzung führender Militärs. Die mörderischen Attacken auf Zivilisten in Kiew und anderen Städten dürften auch ein Versuch des Kremlchefs gewesen sein, ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Denn die Beliebtheit der beiden ist groß. Sie könnten zur Gefahr für den Kriegsherrn werden, der eine Niederlage nach der anderen einfährt.
Auch dass nun Truppen aus Belarus für Russland in die Schlacht ziehen sollen, zeigt, dass Putin die Felle davonschwimmen: Seine eigenen Rekruten sind entweder schlecht ausgebildet - oder auf der Flucht vor der Mobilisierung. Nun sollen also Soldaten aus dem kleineren Unionsstaat ihre Köpfe für Putins Großmachtfantasien hinhalten - wenn sie nicht auch einfach desertieren, schon aus Hass auf den Despoten Lukaschenko, der sie seit Jahrzehnten terrorisiert. All das zeigt, wie groß die Verzweiflung in Moskau mittlerweile ist.