Aigner will 2013 heim nach Bayern
INGOLSTADT Der Geistesblitz kam ihm in seinem Ferienhaus in Schamhaupten im Altmühltal. Dort hat er ihn gleich getestet. „An meinem Arzt, weil der der ärztlichen Schweigepflicht unterliegt. Am ehemaligen OB von Ingolstadt. Und an Freunden”, verrät Horst Seehofer.
Alle seien begeistert gewesen von seinem Plan: Er scharrt im Kampf um die Macht alle Frauen um sich und lässt die CSU-Amazonen seine schwarze Männerarmee an allen Fronten anführen.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (47) muss Berlin Servus sagen und an Seehofers Seite in Oberbayern um jede Stimme für den Landtag fighten. Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt (62) muss als Speerspitze die CSU in den Bundestag führen. Und Landtagspräsidentin Barbara Stamm (68) muss als Jeanne d’Arc die CSU-Fahne durch den ganzen Freistaat tragen.
Die „Schlacht aller Schlachten” aber, wie Seehofer die Wahl 2013 nennt, wird zwischen Chiemsee, Alpen und Altmühltal geschlagen. Im Kernland der CSU fällt die Entscheidung. Hier greift der SPD-Spitzenkandidat Christian Ude voll an. Die Metropol-Region München ist seine Bastion. Hier ist die CSU 2008 gleich sagenhafte 22 Prozent abgestürzt. „Ein dramatisches Erlebnis”, nennt Seehofer das. „Hier müssen wir den Turnaround schaffen.” Er allein reiche dafür nicht aus, stapelt er tief. Aigner müsse mitarbeiten, „diesen Aderlass wieder auszugleichen”.
Schließlich ist sie die Chefin der Oberbayern-CSU, dem stärksten Bezirksverband der Partei, der so schwächelt. Kein anderer ist im Oberland so verwurzelt wie Aigner. Bei den Trachtlern, bei den Bauern und in den Vereinen. Auch wenn die Elektrotechnikerin aus Feldkirchen-Westerham bayerischen Charme früher gerne mit Derbheit verwechselte, als sie noch im Schlepptau ihrer Busenfreundin Monika Hohlmeier nach politischer Karriere strebte. Inzwischen zählt sie zu den Beliebtesten in der CSU. Und zu den Ehrgeizigsten. Als Seehofer vor knapp einem Jahr einen neuen Finanzminister suchte, katapultierte sie sich in die Kronprinzenriege, indem sie Parteifreundin Christine Haderthauer auf dem Posten verhinderte.
Mit ihrer Rückkehr stellt Aigner nun die Weichen, Seehofers Nachfolgerin zu werden. Auch wenn der Abstieg von der Bundes- in die Regionalliga nicht ganz freiwillig ist. Im schwarzen Kostüm mit blickdichten Strümpfen verkündet sie in der Reitschule in Ingolstadt, wohin Seehofer am Samstag alle Kreisvorsitzenden beordert hat, ihre Entscheidung. Von „Pflichterfüllung”, spricht Aigner da, die für sie die „oberste Priorität” sei. Von „Verantwortung für meine Partei”. Dass sie dort hingehe, wo sie am „meisten gebraucht” werde. „Ich habe lange überlegen müssen”, räumt sie ein.
Seehofer macht ihr dafür gleich seinen Stuhl frei – aber nur, damit sie besser in die Mikrofone, die auf dem Tisch stehen, sprechen kann. „Das hat nichts zu bedeuten”, grinst er über die Symbolik bei all den Spekulationen um seine neue Kronprinzessin.
An seinen Rückzug will er nicht denken: „Meine Mission ist es, die Partei wieder zu der Stärke zurückzuführen, auf die ich als junger Politiker geschaut habe.” Bis 2018 kündigt er an zu bleiben: „Ich will die Mission bis zum letzten Punkt erfüllen.” Und wenn das immer noch jemand nicht verstanden haben sollte, setzt Seehofer nach: „Die Operation nennt sich nicht Klartext, sondern Klarheit.”