Afghanistan-Konferenz: Raketen zur Begrüßung

Erstmals findet eine Afghanistan-Konferenz im Land selbst statt. Die Taliban reagieren, wie man es von ihnen kennt: mit Gewalt. Trotzdem will die internationale Gemeinschaft auf sie zugehen.
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Höchste Sicherheitsstufe auf Kabuls Straßen
dpa Höchste Sicherheitsstufe auf Kabuls Straßen

KABUL - Erstmals findet eine Afghanistan-Konferenz im Land selbst statt. Die Taliban reagieren, wie man es von ihnen kennt: mit Gewalt. Trotzdem will die internationale Gemeinschaft auf sie zugehen.

Die Taliban begrüßten die Staatsgäste auf ihre eigene Art: Zweimal feuerten die islamistischen Aufständischen in der Nähe des Flughafens von Kabul Raketen ab, während die Staatsgäste landeten. Die hochrangigen Delegationen aus mehr als 70 Ländern bekamen so einen guten Vorgeschmack: In Afghanistan reden ist etwas anderes, als nur über Afghanistan zu reden.

Erstmals war das Thema auch der Schauplatz. Einen Tag lang beriet die Welt in Afghanistan selbst über die Zukunft des wichtigsten Krisengebiets – ein Experiment, das auch eine Demonstration sein sollte: Es geht voran in Afghanistan.

Wenngleich beschwerlich: UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wurde wegen der Raketenangriffe auf einen Militärflughafen umgeleitet und musste dort Stunden warten. Die dänische Außenministerin Lene Espersen hätte in Kasachstan landen sollen und blies ihren Besuch gleich ganz ab. Vergleichsweise glimpflich ging die Anreise für den deutschen Außenminister ab: Guido Westerwelle musste eine halbe Stunde über Kabul kreisen und landete dann sicher mit lediglich deutschlandüblicher Verspätung.

Für die Sicherheitskräfte im Land und die auswärtigen Geheimdienste war die eintägige Konferenz ein Großkampftag. Die Hauptstadt war nahezu komplett gesperrt und wirkte wie ausgestorben. Am Ende hatte Gastgeber Hamid Karsai, der afghanische Präsident, den Beweis erbracht: Er schaffte es, die Sicherheitslage im Griff zu haben – wenigstens für einen Tag, wenigstens in der Hauptstadt.

Womöglich war dies noch wichtiger als die Konferenzergebnisse. In verschiedenen Beschlüssen zurrten Außenpolitiker den neuen Afghanistan-Kurs fest, den sie bereits vor einem halben Jahr in London eingeleitet hatten. Die wichtigsten Konferenzthemen:

Abzug der Truppen: Bis 2014 sollen die Afghanen ihre Sicherheit selbst gewährleisten können. Bis dahein sollen die derzeit 85000 im Land stationierten Soldaten aus 40 Ländern abziehen. Deutschland beginnt bereits 2011 mit dem Rückzug aus dem Norden, wo derzeit 5350 Soldaten Dienst tun.

Aussteigerprogramm: Die Aussöhnung mit denjenigen Taliban-kämpfern, die die Waffen niederlegen wollen, wird vorangetrieben. Die afghanische Regierung will Zehntausende radikaler Kämpfer bekehren – mit der Perspektive auf Jobs und wirtschaftlichen Wohlstand. Die internationale Gemeinschaft stellt dafür fast 600 Millionen Euro zur Verfügung, 50 Millionen kommen aus Deutschland.

Entwicklungshilfe: Die Hälfte der ausländischen Gelder darf Afghanistan jetzt selbst verteilen. Dafür verpflichtet sich das Land zu Finanzreformen und Korruptionsbekämpfung. Das wird durch internationale Experten übrprüft. Schwerpunkt der Hilfe: Energieversorgung, Trinkwasser, Bildung.

Polizeiausbildung: Das Ausland hilft dabei, afghanische Sicherheitskräfte fortzubilden. Deutschland stellt dafür 200 Polizeibeamte bereit, die mit ihren örtlichen Kollegen zusammen arbeiten. Die Bundeswehr unterstützt dies mit Feldjägern. mue

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